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Ungeahnter Nutzen von Zentralprüfungen

2019-06-04 16:21

Es kommt ja immer alles anders, als man denkt. Wahrscheinlich hatte niemand in der Politik auf dem Schirm, dass zentrale Abiturprüfungen bedeuten, dass es regelmäßig Massenproteste gibt. Und weil diese Proteste sogar augenscheinlich wirksam sind, werden sie noch zunehmen. Bei Klausuren im kleinen Kreise musste man nie den Druck der Straße der "sozialen" Medien fürchten.

Saarland verbessert Noten der Mathe-Klausuren

Einige Hamburger Abiturienten dürfen in die Nachprüfung

[Nachtrag: Auch Bremer Schüler bekommen bessere Noten]

Kommentar vom 2019-06-04, 18:18

Hallo Herr Loviscach,

was halten Sie eigentlich von zentralen Prüfungen? Finden sie, dass das Niveau, was wir in der Schule im Mathematikunterricht erfahren, angemessen ist?

Mit freundlichen Grüßen,

Millouw

Kommentar vom 2019-06-04, 19:42

@Millouw: Zentrale Prüfungen haben den großen Vorteil, dass man die konkreten Aufgaben in der breiten Öffentlichkeit diskutieren (und anprangern?) kann. Das war wahrscheinlich von der Politik nicht so beabsichtigt. ;-) Und zentrale Prüfungen haben den Vorteil, dass man die alten Aufgaben (je nach Bundesland) mehr oder minder legal bzw. teuer zum Üben bekommen kann. Das kann aber in Teaching to the Test und in Bulimielernen ausarten. Außerdem zementieren zentrale Aufgaben eine bestimmte Aufgaben(un)kultur.

Zum Niveau: Zum einen findet eine Pseudo-Praxisorientierung statt. Zum anderen sind zumindest in NRW die rationalen Funktionen und andere Themen rausgeflogen, die wichtig wären, wenn man sich ernsthaft mit Mathematik beschäftigen wollen würde (auch wenn man die in der Industrie wahrscheinlich nicht brauchen wird). Damit hilft der Mathematikunterricht dann niemandem mehr, denn die, die keinen Draht zur Mathematik haben, wissen, dass die Praxisorientierung nur geheuchelt ist, und denen, die einen Draht zur Mathematik haben, vermiest man dieses Fach. Die Lehrpläne versprechen neue Kompetenzen (zum Beispiel "Kreativität und Problemlösefähigkeit, die über die Mathematik hinausgehen", "Lösen durch Anwendung heuristischer Strategien und Reflektieren von Lösungsansätzen", "ikonische und [...] symbolische Darstellung"); von denen habe ich aber noch nichts gemerkt .

Grüße,
J.L.

Kommentar vom 2019-06-07, 18:14

Danke für Ihre Antwort!

Die Kritikpunkte kann ich, als Abiturient dieses Jahres, nur nachvollziehen und bestätigen. Wie Lockhart es in "A Mathematician’s Lament" auch schon beschrieben hat, ist das Verhältnis der breiten Masse (insbesondere der Schüler) gegenüber der Mathematik zutiefst gestört. Sie sehen nur ein System, das Problemschablonen austeilt, die mit Lösungschablonen bewältigt werden sollen.

Zu NRW und die von Ihnen erwähnten bildungspolitischen Entscheidungen: Wie lächerlich. Und gleichzeitig auch noch die Klausurlänge erhöhen, damit die Schüler sich auch schön die Finger wundschreiben, wenn sie die Schablonen auf's Papier bringen müssen. Dann aber in der mündlichen Prüfung sich 1/2 Stunden abhetzen - wie soll man dann richtig argumentieren können, wenn man zeitlich so eingepfercht wird?

L.G.,

Millouw

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