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"Studierendenzentriert" heißt Frontalunterricht

2019-11-02 11:55

Wenn man die Studentinnen und Studenten fragen würde, wäre die klassische Vorlesung der Gewinner, nicht eine Vorlesung mit eingebauten Aufgaben. Das stimmt sogar in Harvard, wie in diesem Paper: Measuring actual learning versus feeling of learning in response to being actively engaged in the classroom (Open Access).

Angesichts von N = nur 149, nur zwei Dozenten und der Argumentation mit p-Werten ist diese Studie natürlich mit Vorsicht zu genießen. Gut ist die Kombination mit Interviews.

Kommentar vom 2019-11-02, 14:30

Krasser Artikel. Die Selbstwahrnehmung des eigenen Könnens unterliegt ja bekannterweise mitnichten rationalen Gesetzen. Im aktiven Unterricht kommt man eben manchmal an oder über seine eigene Schamgrenze. Je nachdem wie Tutoren oder Lehrende mit falschen Antworten umgehen, bzw. wie ausgereift das eigene Selbstbewusstsein ist, beteiligt man sich eben gerne weiter oder nicht. Das selbstbewusstsein fliesst sicher in die Wertung des inverted classrooms und aktiven Lernens ein.. In Astronomie I kriegt man hier überhaupt nur Punkte, wenn man 3 mal an der Tafel vorrechnet. Aber viele fürchten sich davor, von einem Nobelpreisanwärter während seiner Vorlesung aaufgerufen zu werden. Ein Kommentar von Ihnen vor x Jahren in Phasenraumvideo wies ja auch auf die Schüchternheit vieler Studies beim aktiven Mitmachen hin...

Kommentar vom 2019-11-02, 14:39

Und: Das Grund Studium an den ivy league uni´s ist auch oder vor allem Frage des Einkommens der eigenen Geronten. Wer als Eltern viel spendet und im "Stiftungsrat" o.ä. sitzt, ( wir haben unterricht im flügel der nach deiner familie benannt ist) aber nur mässige intelligente oder faule Kids hat, macht sich möglicherweis auch für Frontalunterricht stark, so lässt sich die Inkompetenz des eigenen Nachwuches besser camouflieren. Ausserdem erspart sich manch ein noch wenig bekannter Dozent Klagen, (in den USA das Mittel um attisch gedachte Gerechtigkeit einzuholen) weil er vielleicht den Nachwuchs des Nabla Operating Konzerns darauf hinwies, dass sein Ergebnis der Berechnung partiellen Intergrals falsch sei. Und darüber lässt sich ja wohl diskutieren, auch vor Gericht! Apopos : Kennen Sie den berühmten Satire Kurzfilm zum Thema "Dozentin fliegt aus ivy league uni" ?

Kommentar vom 2019-11-02, 15:10

@Kommentator(in) von 14:30: In dem Paper ging es aber nicht um "cold calling" (wie in den USA bei Jura), sondern um "working together in small groups". Also insofern vielleicht weniger Angst. (Wobei cold calling, denke ich, einen starken Effekt auf die Konzentration haben dürfte. Und auf die Intensität der Vorbereitung. Und, uh-oh, darauf, wer sich überhaupt mitzumachen traut.). Besagten Kurzfilm kenne ich nicht. J.L.

Kommentar vom 2019-11-03, 09:19

Ich denke, dass hat auch viel damit zu tun, wie die Lernenden konditioniert sind. Und für den Lehrenden ist der klassische Vortrag ohne Interaktion der einfachste und schnellste Weg den Lehrplan einzutrichtern. Und manche Trichter sind unten sehrsehr eng. ps

Kommentar vom 2019-11-03, 10:16

@Kommentator(in) von 9:19: Zu Satz 1: Definitiv! Und hier gibt es massive Unterschiede schon innerhalb einer einzigen Veranstaltung (oft: erste Reihe – letzte Reihe). Aber wie man an dem Paper sieht, sind selbst die Studentinnen und Studenten in Harvard alles andere als perfekte Selbstoptimierer. J.L.

Kommentar vom 2019-11-03, 10:46

Zu Ihrem Kommentar: eiskalt aufgerufen werden kann kurzzeitig peinlich werden, oder echt traumatisieren. Verschiedene mir bekannte Physiker, die jetzt ihrem Masterabschluss haben, verweigerten sich genau dieser Praxis und gingen nicht mehr in die Vorlesung. Ich bezog mich aber in meiner Argumentaton aber eben doch auf die Kleingruppenarbeit, bzw. Mitarbeit in Tutorien ( 5.15 Leute) - in der man quasi gezwungen wirdwirklich , sein Wissen bzw. Unwissen bekanntzugeben. Und im Gegensatz zu cold calling finden diese von manchen als Inquisitionen empfundenen Lernmethoden wöchentlich statt. Ob besodners MINT Fächer eher Studierende die eigenbrötlerisch sind anziehen, weiss nicht nicht. Wenn Kleingruppenarbeit obligatorisch ist, wird das eben zur Qual. Dass viele Studierende darauf keine Lust haben, ist doch verständlich.

Kommentar vom 2019-11-03, 10:52

Ciao Profe Loviscach! Here we go: "Alternative Mathematik " 2 +2 ungleich 4 | Kurzfilm Eine engagierte Mathelehrerin wird vom post-faktischen Amerika überrumpelt. !!!! Achtung Triggerwarnung: in dem Film kommt physische Gewalt gegen Lehrende vor..! https://www.youtube.com/watch?v=Zh3Yz3PiXZw

Kommentar vom 2019-11-14, 16:27

Findet dann also das wirkliche Lernen, Verstehen und Aufgaben / Übungsblätter besprechen also in Tutorien statt? Irgendwie sonderbar, wenn der fürstlich bezahlte Professor ( zumindest beim Unterrichten der Unteren Semester) fürs Monologisieren bezahlt wird, die für 30 h im Monat a 12 Euro bezahlten Tutoren, also de facto Studierende, aber fürs wirklich interaktive Unterrichten :-o zuständig sind...? Man erlebt im Laufe des Studium didaktisch unterschiedlich begabten Tutoren, mit variierenden Motivationen. Und didaktischen Fähigkeiten. Da bei uns Tutoren mehrheitlich auch Klausuren und Übungszettel korrigieren, gibt es diverse Möglichkeiten die eigene Note zu beeinflussen. Und Professoren haben derartig viel damit zu tun, Gelder mit Sonderforschungsbereiche einzutreiben, dass man intensives methodisches Lehren im Grundstudium ;-) { En memoriam: das „Diplom“} von den meisten Prof’s hierzulande einfach nicht erwarten kann. Dieser Prof ist Gold wert‘ bekommt eine ganz neue Konnotation.

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