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Gegen Prüfungsaufsicht

2020-04-16 10:54

Zwei Seelen wohnen in meiner Brust. Einerseits werden die potenziellen Arbeitgeber*innen meiner Absolvent*innen noch die traditionelle Vorstellung hegen, dass die Leute, die sie anheuern, in der Lage sind, ihre Arbeit selbst zu erledigen, statt diese stillschweigend an prekarisierte Crowdworker auszulagern. (Eigentlich wollte ich erst schreiben: Ich möchte, dass die Ärztin oder der Arzt, die ich konsultiere, mehr können, als im Internet nachzuschlagen, denn das kann ich selbst; aber aus diesem Grund gehe ich ja nur noch zu meiner Zahnärztin, denn es mangelt mir an der Technik.)

Andererseits inszenieren wir gerade den Überwachungsstaat (und das nicht nur bei Prüfungen). Dieser Tage kommen "aus Gründen" viele Leute mit der Idee des Proctoring (vulgo: Prüfungsaufsicht) per AI und/oder aus Indien an. Da wäre dringend eine poison pill angesagt, um solche Gedanken im Keim zu ersticken. Vorschläge dazu?

Ich fange mal an: Es wäre zu prüfen, inwieweit man einfach in eine virtuelle Webcam ein Video einspeisen kann, das man am Tag vorher aufgenommen hat. Auf jeden Fall kann man den analogen Audio-Eingang des Rechners mit einem per Fuß bedienten Mischpult zwischen dem Originalton und vorher aufgenommenen Schreibgeräuschen überblenden. Und die Lösung mit einem verborgenen Knopf im Ohr (oder Bluetooth-Headset bei langen Haaren) findet schon bei den regulären Klausuren statt.

Ich wollte hier erst einen Disclaimer von wegen "Anleitung zu einer Straftat" anhängen, aber dann habe ich mich daran erinnert, dass es einem in Deutschland schwer fällt, für Täuschungen in Prüfungen bestraft zu werden.

[Nachtrag: Der Bildschirm und die Tastatur liegen im toten Winkel der Notebook-Webcam. Dort ist viel Platz für ein Smartphone oder mehr. Oder man splittet den Monitorausgang, so dass jemand im Nebenzimmer ein Duplikat des Bildschirminhalts sieht und die Lösungen per Funk-Maus und -Tastatur eingeben kann. Die/der Prüfling*in sitzt dagegen vor einer Maus und einer Tastatur, deren Kabel hinter dem Tisch in der Luft hängen, und benutzt diese Maus und diese Tastatur so, dass die Bewegungen und Geräusche zu dem passen, was an Aktionen der verdeckten Person auf dem Bildschirm erscheint. Wenn das nicht ganz synchron gelingt, schiebt man das auf die Latenz der Verbindung. – Ich entdecke gerade meine kriminelle Ader.]

Kommentar vom 2020-04-16, 21:25

Wie heißt es so schön: "New weapons are only good for one war!" ;-) (M.M.)

Kommentar vom 2020-04-17, 14:00

https://twitter.com/AngieMaxwell1/status/1250299598347718656

Kommentar vom 2020-04-24, 01:48

Hier bei j3l7h.de werden ja gerade eine Menge Überlegungen angestellt, wie man remote-Prüfungen fälschungssicher ableisten kann (trotz "krimineller Ader") - und das ohne permanente Überwachung durch eine Vertrauensperson.
Darüber habe ich vor ein paar Jahren schon mal nachgedacht (für eine Homeschooling-Konzept) und bin zu dem Schluss gekommen, dass man dafür vor Ort einen vertrauensvollen Prüfungsservice (beim Bürgermeisteramt, Notar?) brauchen würde, der die Identität des Prüflings sicherstellt und alle Hilfsmittel für die Prüfung verifiziert und dokumentiert während der gesamten Prüfungszeit.
Ein Toilettenbesuch außerhalb des Prüfungsraumes wäre schon ein "unzulässiges Hilfsmittel" und würde die Prüfung ungültig machen. (Daher sollte jedem Prüfungsraum ein eigenes WC angeschlossen sein.)
Der Kontakt nach außerhalb müsste unterbunden werden. Es darf also damit auch keine freier Internetzugang im Prüfungszimmer sein (ggfs. Proxy mit Protokoll im Prüfungsamt).
Gruß, MartinH

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