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Chancengleichheit verlangt Prüfungsaufsicht, auch in Corona-Zeiten

2020-04-22 21:23

Wer kann sich eine(n) just-in-time-Ghostwriter*in leisten und/oder wer hat Verwandte oder Bekannte, die diesen Job gratis übernehmen? Gegen solche Unterschiede helfen auch keine "kompetenzorientierten" Prüfungen.

Soll bei Prüfungen – ob in der Nähe oder aus der Distanz – eine gewisse Chancengleichheit erreicht werden, muss also halbwegs sichergestellt sein, dass die Prüfungsleistung auch persönlich erbracht wird.

Allerdings kann man damit nicht 18 + x Jahre an Unterschieden in kulturellem und sozialem Kapital ausgleichen. Und natürlich kann man auch anders Aufsicht führen, zum Beispiel, indem man die Arbeiten von Studierenden über mehrere Monate betreut. Aber das wird für Grundlagenveranstaltungen mit 150 Teilnehmenden eine Herausforderung – nicht zuletzt planerisch, wenn es nur noch neun Wochen bis zum Prüfungszeitraum sind und die Lehrveranstaltungen bereits laufen.

Kommentar vom 2020-04-23, 00:56

Wohl wahr. Hier an der GU/FFM gibt es diverse MINT-Kurse, in denen die Dozenten abgegebene Übungsblätter und Vorrechnen im Video-Chat dieses Jahr als Leistungsnachweis für ausreichend befinden.

Kommentar vom 2020-04-24, 00:46

Beim Ablegen von Prüfungsleistungen von Personen wird deren Identität festgestellt und sichergestellt, dass nur zulässige Hilfsmittel genutzt werden.
Daher habe ich vor Jahren für "Remote-Prüfungen" schon überlegt, dass vertrauensvolle (öffentliche) Einrichtungen (Bürgermeisteramt) einen Service für das Ablegen solcher Prüfungen anbieten sollten, bei dem die Identität des Prüflings und die Hilfsmittel dokumentiert (mit Zertifikat der Behörde) werden.
Das Vorlegen eines digitalen Ausweises (Identitätsfeststellung) zur Prüfung reicht nicht aus, weil immer noch unerlaubte Hilfsmittel (2. Computer, Handy, Ohrhörer etc.) zum Einsatz kommen könnten.
Wenn wir heute diese Services hätten, könnten viele Remote-Prüfungen (Abitur, ...) auch sicher durchgeführt werden.
Gruß, MartinH

Kommentar vom 2020-04-25, 12:35

@MartinH: Ich stelle mir das spannend vor, wenn jetzt Heerscharen von Abiturient*innen und Studierenden öffentliche Einrichtungen wie Bürgermeisterämter und Stadtverwaltungen stürmen (würden), um dort "sichere" (https://de.wikihow.com/Methoden-um-bei-einem-Test-zu-schummeln) Remote-Prüfungen abzulegen.
Außerdem gibt es ja seit Jahren kommerzielle Testcenter, die genau so etwas anbieten, siehe z.B. https://certnet.de/pruefungsrichtlinien/ und https://certnet.de/testcenter/
Interessant ist, dass z.B. etablierte Sprachprüfer wie TOEFL auch Tests "zuhause" anbieten, siehe: https://www.ets.org/s/cv/toefl/at-home/
Außerdem wird der "Wettstreit" zwischen Betrüger*innen und Prüfer*innen wohl immer bestehen, so wie z.B. beim Doping im Radsport, und finanziell Gutgestellte bevorteilen. Ich empfehle dazu mal das Buch "The Secret Race" von Tyler Hamilton und Daniel Coyle (https://www.nytimes.com/2012/11/11/books/review/the-secret-race-by-tyler-hamilton-and-daniel-coyle.html). (M.M.)

Kommentar vom 2020-04-25, 13:02

@M.M.: Sicherheitshalber angemerkt: Ein Verzicht auf Kontrollen wird die Gutgestellten natürlich noch mehr bevorteilen, wie ich in meinem Posting oben auszuführen versucht habe. Die können während der Prüfung den Telefonjoker "mein Onkel ist Mathe-Prof" ziehen. Schon bei den Abschlussarbeiten glaube ich beim Vergleich der Zwischenversionen mit dem Endprodukt zu ahnen, ob zu Hause Korrektur gelesen wird (unabhängig von unserer Schreibberatung, die das Opus bewusst nicht durchredigiert, sondern Probleme aufzeigt). J.L.

Kommentar vom 2020-04-27, 21:31

Wenn nach der Prüfung sowieso schnell alles vergessen ist, wozu dann dieser Klausuren-Fetischismus ... und das Bulimielernen?

Kommentar vom 2020-04-28, 12:02

@Kommentator(in) von 21:31: Das ist es ja, was mich zur Verzweiflung treibt. Und am besten speichert man die Klausurnoten noch "für die Ewigkeit"* in einer Blockchain.
*D.h. bis zum Projektende, weil danach niemand mehr eine aktualisierte Software hat, mit der man das Zeug noch auslesen kann, bzw. weil die (trotz "Blockchain" benutzten) zentralen Dienste abgeschaltet sind.
J.L.

Kommentar vom 2020-05-15, 22:17

Lassen Sie sich bloß nicht verzweifeln. Ein Teil der Studis wird Ihre Mühen schätzen. Gibt es nicht gerade wieder eine Abruf-Hausse Ihrer Videos? ;-)

Kommentar vom 2020-05-16, 10:51

@Kommentator(in) von 22:17: "Verzweifeln" als verbum transitivum? – Keine erkennbare Änderung in den Zahlen auf YouTube. Und auf j3L7h2.de habe ich keine Statistik. J.L.

Kommentar vom 2020-06-07, 19:39

Oh, Sie, als Kind der 80er, hätte ich gedacht, würde diese Anspielung auf Wolf Biermanns berühmtes Transitivum "Du, lass dich nicht verhärten" anspringen! ;-)

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