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Abgabe von Take-Home-Prüfungen per Hashwert

2020-05-09 22:20

Meine zweite Corona-App ist da – oder, genauer gesagt, keine App, sondern zwei Webseiten: Mit der ersten Webseite kann man seine zu Hause geschriebene Prüfung fotografieren und automatisch einen Hashwert des Fotos hochladen. Mit der zweiten Webseite lässt sich prüfen, ob und, wenn ja, wann der Hashwert eines gegebenen Fotos auf dem Server angekommen war.

Das Einsatzszenario sieht so aus: Wann immer man ein Blatt halbwegs zu Ende geschrieben hat, macht man ein solchermaßen registriertes Foto, schon mitten in der Bearbeitungszeit. Nach Korrekturen macht man noch mal ein Foto. Kein Stress am Ende damit, alle Seiten zu fotografieren, und kein Stress mit einem (überraschend?) langen Hochladen (dünne Leitung auf dem Lande?) unmittelbar vor der Deadline. Vielmehr lädt man die Bilddaten ganz entspannt nach (!) der Deadline hoch – und auch nur die Fotos der Seiten, die man abgeben will. Die/der Prüfer(in) schaut nach, wann die Hashwerte dieser Fotos erstmals vom Server gesehen worden sind.

Ein kleines Leck ist mir aufgefallen: Man kann, wenn man sich nicht sicher ist, auf ein Blatt 2 + 2 = 4 schreiben und auf ein anderes Blatt 2 + 2 = 5. Nach der Deadline schaut man entspannt nach und reicht nur das Foto des ersten Blatts ein. Aber mehrere Lösungen aufzuschreiben kostet Zeit – und dieses Leck ist sowieso gegenüber den offenen Scheunentoren einer Take-Home-Prüfung ein Schlüsselloch.

Um das als Geschäftsmodell zu verkaufen, muss ich noch was von "Blockchain-Technologie" in den IPO-Prospekt schreiben. Zur Monetarisierung wird der Zugang für die Prüfenden kostenpflichtig. Um den immer sehr profitablen zweiseitigen Markt zu schaffen, gibt es über eine Scheinfirma auf den Bahamas ein Angebot an Studierende, Hashwerte zeitlich korrigieren zu lassen.

Historie: meine erste Corona-App.

Kommentar vom 2020-05-10, 07:36

Vielleicht hätte man sich in Vorahnung gewisser Absurditäten doch besser der Nichtsemester-Forderungs-/Urlaubssemester-Fraktion angeschlossen und sie radikalisiert. ("Beamte und radikal" :-) ist ein ähnliches Oxymoron wie "universitäre Bildung" und "PISA-Prozess".) Aber, nun muss es heißen: "Out of the Blues!" Gegen derartige Procedere, die das System "Klausur" in seiner didaktischen Sinnhaftigkeit völlig ad absurdum führen, ist kollektive Verweigerung und Widerstand (der andere!) angesagt! :-) Die Caymans sind eine ziemlich unsichere Exit-Option. :-D Was spricht eigentlich gegen mündliche Prüfungen im Einzelverfahren mit drei Metern Abstand? Andere Analytiker und Mediziner arbeiten in Corona-Zeiten nämlich auch so. Wie prüft man ans Bett gefesselte, immungeschwächte Absolventen, deren Exposition medizinisch riskant ist, eigentlich traditionell?

Kommentar vom 2020-05-10, 11:09

@Kommentator(in) von 07:36: Ist es nicht literaturwissenschaftlich spannend, dass auch Software eine sarkastische Äußerung sein kann? – Gegen mündliche Prüfungen spricht vor allem, dass die/der Lehrende anwesend sein muss und sich (noch) nicht klonen kann. Bei 150 Prüfungsfällen allein für eine einzige Veranstaltung (als FH-Prof hat man auch mal ein halbes Dutzend verschiedene Veranstaltungen, wenn dann auch nicht alle mit so vielen Prüfungsfällen) wird es in der Prüfungsphase eng mit der Arbeitszeit der/des Lehrenden. An FHs kommt das Problem hinzu, die für mündliche Prüfungen vorgeschriebenen Beisitzerinnen und Beisitzer zu finden, denn die meisten WiMis sind nicht grundfinanziert, sondern stecken in Drittmittelprojekten und werden damit nur für Forschung bezahlt. Als Vorschlag steht im Raum, mündliche _Gruppen_prüfungen per Videokonferenz zu machen. Aber für Zartbesaitete und/oder für Nicht-Muttersprachler(innen) sind die ein Drama. – Zur letzten Frage weiß ich nix. J.L.

Kommentar vom 2020-05-10, 12:25

Falls der Fehler neu ist:
Skriptfehler in Zeile 89:
"TypeError: blob.arrayBuffer is not a function"
Ihr Browser scheint nicht alle benötigen Funktionen zu unterstützen. Bitte benutzen Sie eine aktuelle Version von Google Chrome.

[Ich benutze Firefox unter Linux - gebe zu, dass man Linux jetzt vernachlässigen kann, aber Firefox?]
Ich probiers auch gleich noch unter Chromium -> da geht es. Sieht gar nicht schlecht aus. Jetzt müsste man noch prüfen, ob das LMS, wenn die Dateien dort hochgeladen werden, diese Hash-Werte beibehält. Und: Man müsste testen, wie gut lesbar solche Seiten sind, wenn ein Student sie immer mal zwischendrin fotografiert und dabei nervös ist und alles unscharf wird. (Und, ja, ich habe auch Interesse an einer Skript-Lösung, die alle diese Fotos, die ich dann bekommen habe, auf die Webseite zieht, dort den Hash-Wert und die Uhrzeit holt und ein Protokoll anfertigt, denn bei 100 Klausuren ist das viel Fleißarbeit und fehleranfällig, wenn ich das manuell mache.)

Kommentar vom 2020-05-10, 13:01

@Kommentator(in) von 12:25: Wenn ich unbezahlt am Wochenende was zusammenbaue, läuft das halt erstmal nur auf Browsern, die auch kommende Standards beherrschen. Das Gute ist in diesem Fall, dass die Studierenden ja weit im Vorfeld ausprobieren können, ob "ihr" Browser geht. – Das LMS (die Lehrvollzugsplattform) sollte (sollte!?) die Bits hochgeladener Dateien nicht anfassen. Aber hier wäre ja sogar ein Versand per Mail möglich. – Alle 500 Fotos in einen Ordner werfen, Strg+A und die in einem Rutsch auf die Kontrolle-Webseite ziehen. Dort Strg+A Strg+C und ab damit in das Textprogramm. Aber mir wird gerade klar, dass ich noch eine Eingabe für die Deadline vorsehen könnte, um anzugeben, was um wie viel zu spät war. J.L.

Kommentar vom 2020-05-10, 15:23

Scheinfirma auf den Bahamas, Virgin Islands, den Caymans oder auf Jersey, endlich beginnt das gute Leben! :-) Eine Intelligenz wie die Ihre will schließlich sinnstiftend & ökologisch nachhaltig genutzt werden! Denn wenn Sie erstmal Kids der transnationalen Mafia, die in der Karibik vorbei hechtet, durchs Mathe-Abi bringen, (nicht alle Eltern kaufen ihren Gören Studienplätze), kriegen Sie mit Sicherheit auch eine Karibik-Insel geschenkt, die Sie pressewirksam als Ökoparadies belassen könnten. Viel Geld wirkt gravitativ. Oder Sie übernehmen die eigene, gesponserte 鄭和-Stiftungsgastprofessur für elementare Nautik an der Uni Ha Ban; nicht alle Einnahmen will man schließlich auf den Inseln parken, um Steuern auf in deutschen Banken eingelagertes Palladium zu vermeiden, gibt es nicht besseres als eine hübsche Stiftung. Malta böte sich als Sitz an. Der Optionen gibt es schließlich viele. :-) Nur eine Frage bleibt mir: Wer vermarktet diese Dienstleistungen heutzutage mit Broschüren?

Kommentar vom 2020-05-10, 19:09

"@Kommentator(in) von 07:36: Ist es nicht literaturwissenschaftlich spannend, dass auch Software eine sarkastische Äußerung sein kann?" Wahrlich wahrlich, spannend! Ich war sogar mal auf einer Veranstaltung dazu. Man gönnt/gibt sich ja alles! :-) Aber, ach hatten Sie nicht neulich, als wir über ein imaginiertes transdiszipliniertes Kolloq schrieben, von transdisziplinären Unterfangen dieser Art eine ins Desinteressierte gebeugte Vorstellung? ;-)

Kommentar vom 2020-05-10, 21:54

@Kommentator(in) von 15:23: "Broschüre" hatte ich zwischenzeitlich durch das klarere "IPO-Prospekt" ersetzt. – Kudos für die Wahl von 郑和! Mein Favorit ist allerdings immer noch 孙子. J.L.

Kommentar vom 2020-05-10, 22:20

@Kommentator(in) von 19:09: Ich arbeite gerne und häufig quer zu allen Disziplinen, aber bitte nicht unter dem politisch ausgelutschten Plastikwort "transdisziplinär". Das ist so eine Hülse wie "Kompetenzorientierung". J.L.

Kommentar vom 2020-05-11, 11:26

"politisch ausgelutschtes Plastikwort"! C'est très jolie !

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