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Die Fata Morgana der "guten Lehre"

2020-12-28 12:44

Schon wieder Lehrpreise statt Lernpreise: Studierenden eine Stimme geben – der Lehrpreis als Auszeichnung guter Lehre. Super konsequent im Sinne des "shift from teaching to learning". Und immer wieder wird das Dogma der guten Lehre beschworen.

Ist es denn wirklich so schwierig, zu prüfen, was die Studierenden (und zwar alle und nicht nur die, die gerade beim Austeilen der Zettel für die Evalua studentische Veranstaltungskritik im Raum waren) wirklich gelernt und behalten haben? Vielleicht sogar zwei Wochen oder gar ein halbes Jahr nach der offiziellen Prüfung? Aber wir ahnen, dass das Ergebnis davon zu niederschmetternd sein würde – was die Lerneffekte anbelangt und was die Korrelation zwischen Wahrnehmung und Realität anbelangt.

Kommentar vom 2020-12-28, 13:08

Man müsste sicher beides machen, sich den Prozess des Lehrens und Lernens sowie die Nachhaltigkeit der Lernergebnisse nach einer gewissen Zeitspanne anschauen, was aber standardisierte Test voraussetzt, die es fachspezifisch (noch) nicht gibt, und im Sinne von "Teaching to the Test" auch zu falschen Anreizen führen kann. Die Studierenden zumindest schon mal während des Prozesses zu befragen und mit einzubeziehen, ist sicher auch nicht verkehrt. Außerdem wünscht man sich ja als engagierte Lehrperson auch mal etwas Sichtbarkeit, Anerkennung und Wertschätzung der Hochschulleitung, da sind "Lehrpreise" schon ganz passend, zumindest wenn eben nicht nur eine/r einen pro Jahr bekommt. Da ist z. B. das E-Learning-Label der Universität Paderborn ganz nett (https://www.uni-paderborn.de/universitaet/bildungsinnovationen-hochschuldidaktik/e-learning/e-label) für das es ja offensichtlich sogar eine eigene Stabsstelle Bildungsinnovationen und Hochschuldidaktik gibt. (M.M.)

Kommentar vom 2020-12-28, 14:18

@M.M.: Vorsicht: "Teaching to the test" ist exakt das, was heute gefordert ist. Nennt sich "constructive alignment". – Warum bloß gibt es keine fachspezifischen Tests? Oder, halt, nein, es gibt schon allerhand davon, historisch angefangen beim Force Concept Inventory. Nur: Wer traut sich, das einzusetzen? – "Sichtbarkeit, Anerkennung und Wertschätzung": Gerade das sind doch "falsche Anreize". Es geht dann (wie auch in den meisten anderen gesellschaftlichen Bereichen) nur um das impression management, nicht um Substanz. – Obendrein frage ich mich ja, ob der Bildungsauftrag des Bildungssystems nicht nur ein vorgeschobener red herring ist, siehe Bourdieu. J.L.

Kommentar vom 2020-12-28, 19:30

Ich stimme absolut zu. Generell sehe ich die "Lehrbefähigung" von Professoren als einen Aspekt, der bei Berufungsverfahren nicht ausreichend "gewürdigt" wird. Lieber ein Top-Paper im CV als nachweisbarer Erfolg (auch wenn Messen schwierig ist) in der Lehre. Insofern ist das Problem hausgemacht und man könnte etwas daran ändern. Wenn ich an meine Unizeit zurückdenke, könnte ich mich heute noch über Dozenten "aufregen", die mir mit ihren Präsentationen wertvolle Lebenszeit gestohlen haben. Wissensvermittlung hat bei mir in diesen Veranstaltungen, wenn überhaupt, in den Übungen stattgefunden, die von den WiMis durchgeführt wurden. Ganz tief eingebrannt hat sich eine Compilerbau-Vorlesung; eigentlich ein spannendes Thema, weil es eine Verknüpfung zwischen theoretischer und praktischer Informatik darstellt. Zugang zum Thema (und die Einsicht, dass es spannend ist), kam bei mir aber erst auf, als mir zufällig das Drachenbuch in die Hände gefallen ist., weil ich über dieses "yacc" stolperte.

Kommentar vom 2020-12-28, 21:15

@Kommentator*in von 19:30: "Lebenszeit stehlen" kann man so nicht sagen, denn zumindest in den MINT-Fächern ist die Anwesenheit ja keine Pflicht. Ich bin einfach meist gar nicht zur Uni gegangen – außer zum verpflichtenden vier Semester lang(weilig)en Experimentalphysik-Praktikum – und finde im Übrigen sowieso, dass Lehre zu sehr zur Therapie wird. J.L.

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