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Warum klappt im Park, was im Seminarraum nicht klappt?

2021-08-17 20:57

Wenn ich im Park die unter bezahlter Anleitung Sport treibenden Gruppen von Menschen sehe, frage ich mich, warum da funktioniert, was in meinen Lehrveranstaltungen schon vor den C…-Semestern nicht funktioniert hat: Warum machen im Park alle fleißig mit, niemand ist auf WhatsApp usw.? Ich habe mal nach potenziellen Gründen gesucht:

  1. Man muss für die Teilnahme bezahlen.
  2. Wenn man kein Faible dafür hat, muss man nicht teilnehmen.
  3. Die Passant*innen gucken zu.
  4. Die Animateur*innen sind attraktiver als ich.
  5. Die eng anliegende Sportbekleidung erlaubt gegenseitige anatomische Studien.
  6. Das Alter der Teilnehmer*innen ist ca. 20 Jahre höher.
  7. Die Animation ist besser.
  8. Es läuft Musik.
  9. Der Sport ist praxisrelevanter.
  10. Der Sport ist teilnehmer*innenzentrierter.

Kommentar vom 2021-08-17, 22:04

Punkt 11: Bei fast keinem Sport im Park muss man ernsthaft denken, da kann ich auch fast hirntot (wenn auch keine Energie mehr für WhatsApp und Doomscrolling da ist) mitmachen.
Punkt 12: Gruppendruck innerhalb der Gruppe ist sichtbarer. Wenn Rudi das schafft, werd ich es ja wohl auch noch hinbekommen.

Aber ja, Punkt 2 wird wohl am meisten schlagend. Meistens sind wirklich nur die dort, die es interessiert.

Ist aktuell für mich auch spannend zu beobachten, wenn man Turnstunden in der Schule mit Sport-Freifächern vergleicht. Fast dieselben Kinder, ganz andere Aufmerksamkeitsspanne. ;-)

Kommentar vom 2021-08-17, 22:25

Zumindest die Punkte 2 und 3 sowie teilweise auch Punkt 5 trafen ebenso auf meine Outdoor-Hybrid-Übung (https://twitter.com/hashtag/OutdoorHybrid%C3%9Cbung) "auf der grünen Wiese" zu. Genützt hat es trotzdem nicht viel ;-). Diese Punkte können allein also nicht so entscheidend sein. (M.M.)

Kommentar vom 2021-08-18, 09:45

Mh, gute Frage.
Zu Pkt. 1: Wird mit ein Grund sein, schließlich hat man bezahlt und möchte dafür etwas "erhalten".
Zu Pkt. 4: Liegt immer im Auge des Betrachters, aber generell sind andere Animateure immer attraktiver als man selbst. ;)
Zu Pkt. 9: Der Mensch ist jemand, der Dinge sehen, anfassen und hautnah erleben möchte. Wenn es praxisrelevant ist und der Körper sich auch noch betätigt hat, werden Endorphine und Hormone freigesetzt, die das Glücksgefühl steigern, sprich: Man fühlt sich besser. Das Seminar, die Vorlesung ist dann doch halt irgendwo "Pflicht" und man geht für das Gewissen hin, leider.

Aus meiner persönlichen Sicht gesprochen, fühle ich mich nach dem Sport super, egal ob der Tag vorher gut oder schlecht war und ich vom Kopf her auf der Höhe bin oder nicht. Ein guter Tag am Rechner mit erfolgreichen/r Ideen/Entwicklung/Programmierung ist auch schön, aber längst nicht so befriedigend wie körperliche Betätigung.

Kommentar vom 2021-08-18, 12:42

a) Ergänzend zu 2.: Das ist kein Paketangebot. Man muss nicht auch noch Hürdenlauf und Gewichtheben mitbuchen.
b) Das Niveau der Übungen wird an die Teilnehmer angepasst. Wenn die Hälfte der Teilnehmer 50% der Übungen nicht schaffen und auch keine Besserung in Sicht ist, dann werden die dem Kurs bald fernbleiben. Das will der Veranstalter aber natürlich verhindern.

Kommentar vom 2021-08-18, 14:02

@Kommentator*in von 12:42: Punkt b) öffnet aber Tür und Tor für ein race to the bottom. Habe wir an den Hochschulen ja auch. Gibt es Untersuchungen dazu, wie sich das Niveau von Fitness-Veranstaltungen über die Jahre entwickelt hat? J. L.

Kommentar vom 2021-08-18, 14:04

Ich muss selbst noch nachtragen:
13. Es gibt keine Prüfung am Ende.
14. Die Gender-Verteilung ist massiv anders.
J. L.

Kommentar vom 2021-08-18, 18:41

@JL 14:02: Viele Fitnessveranstaltungen sind ja mehr oder weniger für Anfänger gedacht und es gibt maximal einen Kurs für Fortgeschrittene. Es geht auch mehr darum, mal etwas Bewegung zu haben, als um ein konkretes Ziel. Ich denke, das intellektuelle Gegenstück dazu sind z. B. viele YouTube-Kanäle über Mathematik, z. B. Numberphile. Sie erklären ein interessantes Problem und bringen teilweise einen Lösungsansatz. Das Ganze in 10-20 Minuten. Man hat das Gefühl, man hat etwas Interessantes gelernt, aber die mathematischen Fähigkeiten haben sich nicht wirklich verbessert. Man muss darüber keine Prüfung schreiben und könnte das auch gar nicht.

@JL 14:04:
13.: Aber die Blicke der anderen Teilnehmer, wenn man sich ungeschickt anstellt.
14.: Bei den Kursen im Park schon, aber beim Kraftsport und beim Rennradfahren ist das anders.

Kommentar vom 2021-08-18, 21:23

@Kommentator*in von 18:41: "Man hat das Gefühl, ..." In der Tat, in der Tat! J. L.

Kommentar vom 2021-08-20, 14:53

Ich meine es gab mal eine Studie, die gezeigt hat, dass Menschen körperlichen Aufwand geistigem Aufwand vorziehen - und das auch, wenn der körperliche Aufwand größer ist.

> Niemand ist auf WhatsApp usw.?

Wenn ich Ihre Veranstaltungen online schaue, bin ich 100% bei der Sache. ... Aber ich kann auch vorspulen bei "uninteressant" und mit 1.25x Geschwindigkeit gucken.

Ich denke, die Motivation muss intrinsisch sein - egal bei welcher Aktivität. Ggf. ist diese durch 12/13 Jahre Schule vorweg, Eltern und ein nicht-selbstbestimmtes Leben nicht auf der Spur des Studiengangs.

Vielleicht ... Was würden die Stundenten denn gerne in der Zukunft machen und was für Träume haben sie - und nicht was sie "wollen sollen". Wenn die Träume mit der Fachrichtung der Vorlesung übereinstimmt, ist vielleicht der Zusammenhang mit dem Inhalt und den Träumen nicht ganz klar?

Kommentar vom 2021-08-20, 15:20

@Kommentator*in von 14:53: Vielleicht etwas wie diese Studie? – Was die Motivation anbelangt, weiß ich, dass viele sich auch nach mehreren Semestern nicht in der Lage sehen, ihre Motivation zu formulieren. (Die genaueren Umstände dieses Wissens will ich nicht ausführen.) J. L.

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