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Die Blog-Postings sind Kommentare im Sinne von § 6 Abs. 1 MStV. Der Verfasser ist Jörn Loviscach, falls jeweils nicht anders angegeben. Die Blog-Postings könnten Kraftausdrücke, potenziell verstörende Tatsachenbehauptungen und/oder Darstellungen von Stereotypen enthalten. Die Beiträge der vergangenen Wochen werden als Bestandteil der Internet-Geschichte in ihrer ursprünglichen Form gezeigt. Menschliche Autor*innen können unzutreffende Informationen über Personen, Orte oder Fakten liefern.

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Welchen Studiengang wir jetzt brauchen

2022-03-07 22:03

Nein, Quatsch, nicht den B.Eng. Freiheitsenergien. (Übrigens wurde die URL freiheitsenergien.de schon am 27. Februar registriert. Wenns wirklich drauf ankommt, sind wir hierzulande dann doch schnell!)

Sondern natürlich den B.Eng. Wehrtechnik. Der Claim dafür gibts auch schon, frisch erinnert in der FAZ: Wehrtechnik ist Spitzentechnik.

Ein vorbildlich interdisziplinärer Studiengang mit Maschinenbau, Elektrotechnik und Informatik, aber auch Medizin (wo ist der Mensch am verwundbarsten?), Gesundheitswissenschaften (wie verwundet man Menschen so, dass ihre Versorgung möglichst viele Kräfte des Feindes bindet?) und natürlich Spieltheorie sowie Psychologie.

Mir juckt es in den Fingern, die Lehrmodule aufzulisten und die Kompetenzen für die Modulbeschreibungen zu formulieren.

Um die Diversität der Lehrenden zu erhöhen, gibts dann ein Petra-Kelly-Förderprogramm für Professuren. Die Diversität der Studierenden unterstützen spezielle Stipendien der Heinrich-Böll-Stiftung.

[Nachtrag: Im ersten größeren studentischen Projekt entsteht der Prototyp eines Panzers; der wird auf den Namen "Bastian 92" getauft.]

In totally unrelated news: 100 Milliarden sind Hunderttausend mal eine Million. Wie wäre es, statt Soldat*innen umzubringen, sie voll brutal zu Millionär*innen zu machen? Sie würden ihres Lebens nicht mehr froh.

Kommentar vom 2022-03-07, 22:18

Hat die Universität der Bundeswehr schon im Programm. Ziviles Ingenieurstudium Wehrtechnik oder so.
Gruss dg

Kommentar vom 2022-03-08, 09:15

@dg: Aber nun flächendeckend an jeder Hochschule! Wenn man dagegen bei der Bundeswehr studiert, wird man ja sofort verbeamtet, muss also ein Führungszeugnis vorlegen. Aber gut zu wissen: "Nach dem Studium erwartet sie [die Studierenden, J.L.] ein interessanter und krisensicherer Arbeitsplatz im Bereich Wehrtechnik in der zivilen Bundeswehrverwaltung." Die Wortwahl "interessant und krisensicher" (wohl gemeint: sichere Krise?) ist schon beachtlich. J. L.

Kommentar vom 2022-03-08, 09:29

@JL: ... wollte Sie ja nur davor bewahren, die Zeit mit Lehrmodulen und Kompetenzen zu vergeuden, wo doch die eigentliche Alleinstellung woanders liegt. A propos - es wäre mal interessant, zu erfahren, wie die "Verbeamtung auf Widerruf" die Abbrecherquote beeinflusst. Vielleicht sind wir ja auf dem ganz falschen Dampfer mit den bisherigen Maßnahmen gegen Studienabbruch.

Kommentar vom 2022-03-08, 09:48

Ethisch ist das äußerst fragwürdig, ob man einen Menschen so verwunden sollte, dass seine Versorgung maximale Ressourcen bindet. Das klingt sehr nach schmutzigem Krieg.
Wahre Macht kommt daher, einen Feind ohne Gewalt besiegen zu können. Und wenn Atombomben fallen, brauchen wir m.E. dringend die Fähigkeit, uns für jeden km² nuklear verstrahltes Land vom Feind im gleichen Ausmaß bewohnbare Fläche zurückzuholen.

Kommentar vom 2022-03-08, 10:23

@Kommentator*in von 09:48: Wenn dies das einzige ethisch Fragwürdige hieran ist, dann ist die Lage doch noch sehr rosig? – "Ohne Gewalt besiegen" hört sich für mich nach einer Contradictio in Adiecto an: Besiegen ist Gewalt, sonst wäre es kein Besiegen, sondern vielleicht, was weiß ich, Besingen. Vielmehr sollte das Konzept "Besiegen" obsolet sein. Und das Konzept "Feind*in". – Die*der Feind*in wird aber auch keine bewohnbare (und vor allem: bepflanzbare) Fläche mehr haben. J. L.

Kommentar vom 2022-03-08, 11:38

Moderne Kriege werden in den Köpfen der Menschen geführt. https://www.youtube.com/watch?v=09maaUaRT4M

Kommentar vom 2022-03-08, 14:51

@Kommentator*in von 11:38: Ich weiß gar nicht, ob das so modern ist, oder ob das nicht etwa schon beim Dreißigjährigen Krieg massiv genutzt wurde. J. L.

Kommentar vom 2022-03-08, 15:23

Die Propaganda im Dreißigjährigen Krieg war im Vergleich zu heute wohl ähnlich primitiv, wie ein Katapult mit Steinen im Vergleich zu Interkontinentalraketen mit Nuklearsprengköpfen. Menschen komplett fremdzusteuern, ist das, was Harari meint, wenn er nachdrücklich wiederholt "humans are now hackable animals".

Kommentar vom 2022-03-08, 16:07

@Kommentator*in von 15:23: Interessanterweise ist Putin ja schwer darum bemüht, die traditionellen Medien Zeitung, Radio, TV unter Kontrolle zu halten. Bei diesen geht nix mit personalisierter KI. Ein weiterer Punkt, in dem der Vergleich hinkt, ist, dass Katapulte sehr wohl eingesetzt wurden, Interkontinentalraketen aber (bisher) reine Drohgebärde sind. Und zu den medialen Innovationen im Dreißigjährigen Krieg siehe etwa: Der Dreißigjährige Krieg als europäisches Medienereignis. Man sollte unsere Altvorderen nicht unterschätzen! J. L.

Kommentar vom 2022-03-08, 22:17

Warum ausgerechnet jetzt so einen Studiengang? Zum einen ist irgendwo immer Krieg, zum anderen ist die Bundeswehr auch ständig in irgendwelchen Friedensmissionen unterwegs. Welche Anforderungen hat denn z.B. ein Friedenspanzer? Die Anforderungen sind da eher Richtung Crowd Control. Ein Panzerfahrer, der mit dem Gaspedal spielt, hat eine ganz andere Wirkung auf die Leute als ein 20-jähriger mit seinem tiefer gelegten Golf, der das gleiche tut. Das wird auch durchaus so gelehrt (nicht das mit dem Golf).

Auch interessant: Die Psychologie gegenüber der Bevölkerung. Deutschland hat die größten Fregatten der Welt. Nicht weil die prinzipiell so toll wären, sondern weil die anderen Länder die großen Dinger Zerstörer nennen und wir ja ein friedliebendes Volk sind. Wir haben natürlich keine Zerstörer (mehr).

M.K.

Kommentar vom 2022-03-08, 22:40

@M.K.: Warum ausgerechnet jetzt? Deshalb: Weil nun sogar Organisationen, die früher mal pazifistisch gewesen sein wollen, Hurra rufen. Diese grandiose Gelegenheit, die Umerziehung fest einzustielen, kann sich der militärisch-industrielle Komplex doch nicht entgehen lassen! (Trage ich die Ironie eigentlich dick genug auf?) J. L.

Kommentar vom 2022-03-09, 22:29

@J.L.: Ironie wäre es, wenn es völlig übertrieben wäre. Das kann ich hier nicht erkennen. Ich bin mir sicher, die PR-Abteilungen beraten gerade darüber, wie man diese Situation am besten ausnutzen kann.
M.K.

Kommentar vom 2022-03-16, 11:51

Ich kann die Friedensrufe hier nachvollziehen und und schätze diese auch. Zu behaupten aber, es sei menschenverachtend sich gegen Personen wie Putin schützen und die eigene Freiheit gegen solche Aggressoren verteidigen zu wollen, bleibt von mir unprädiziert [unpräjudiziert?, Anm. J.L.].

Putin will den Krieg. Deshalb führt er Krieg in der Ukraine. Was dabei auf dem Spiel steht, wenn er siegt, ist nichts weniger als die Freiheit.

Momentan können "wir" (Sie alle offenbar hingegen schon, zumindest in Gedanken) uns gegen die Aggression Putins NICHT wehren! Deshalb brauchen wir selbstverständlich exzellent entwickelte Wehrtechnik in ausreichender Menge und natürlich muss man über diese in einer professionalisierten Sprache sprechen können. Wie denn auch sonst? Wir sprechen in der Medizin ja auch von einem operativen Eingriff, was aber immer stets auch eine Körperverletzung ist! Der "Zynismus" einer professionalisierten (Wehr-)Sprache liegt also nicht in der Sprache, aber in Ihrer Interpretation dieser begründet!

Kommentar vom 2022-03-16, 12:38

@Kommentator*in von 11:51: Dieser Kommentar lässt mich an Maggie Thatchers korrosives "There is no Alternative!" denken. Vielleicht gibt es aber doch Alternativen? Knicken wir gedanklich zu schnell gegenüber dem militärisch-industriellen Komplex ein?
Insbesondere haben Vertreter*innen einiger heutiger Regierungsparteien jahrzehntelang darauf beharrt, dass es solche Alternativen gebe. Vor allem sitzt nicht Putin selbst in den russischen Panzern. Und die Lage wird durchs Töten/Morden nicht besser, weil immer eine Seite eine Rechnung offen hat, die irgendwann in Blut beglichen werden soll. J. L.

Kommentar vom 2022-03-16, 13:36

In diesem Fall bedeutet "Alternative" nicht, das eine tun und gleichzeitig das andere lassen zu müssen. Gäbe es nicht immer eine "Alternative", müssten wir über den Begriff (Willens-)Freiheit gar nicht erst nachdenken (bitte nicht Herrn Libet zitieren und sein falsch verstandenes motorisches Lernen mit Willensfreiheit verwechseln).
Die Lage wird sicher auch nicht besser dadurch, dass man mit der Friedenstaube im Kopf eine Kriegserklärung nur noch als Einladung zum Kaffee (oder Roibuschtee) erkennt, wenn gleichzeitig für den Kriegserklärenden mit dem Hammer im Kopf alles nur noch nach einem Nagel aussieht!
Für die Entscheidung zu mehr Wehrhaftigkeit gegenüber dem Aggressor dürfen zweifelhafte militärisch-industrielle "Komplexe" keine Rollen spielen. Einfach: (Fast) alle wollen Frieden. Mindestens einer will Krieg und hat (offenbar) die Macht, seinen Willen durchzusetzen. Was machst Du? Ihr Skeptizismus reicht nicht aus, weil er schon Krieg führt und das Leiden jede Minute größer wird!

Kommentar vom 2022-03-16, 14:16

@Kommentator*in von 13:36: "[D]ürfen zweifelhafte militärisch-industrielle 'Komplexe' keine Rollen spielen" ist ein schöner Wunsch. Mögen unsere Politiker*innen den erfüllen! – "[H]at (offenbar) die Macht": Das Wort "offenbar" zeigt, dass da vielleicht noch was geht. – "[D]as Leiden jede Minute größer": Das Leiden wird ja insbesondere dadurch größer, dass man Gleiches mit Gleichem vergilt, was nicht nur Leiden in der Gegenwart, sondern auch in der Zukunft hervorruft (denn die Volksgenoss*innen der Getöteten haben eine blutige Rechnung offen) und aktuell obendrein die Auslöschung der Menschheit provozieren kann. – Das soll kein Plädoyer für die Naivität sein, mit der westliche Politiker*innen sich bis vor Kurzem eingelullt haben; ganz im Gegenteil müssen wir sehr schlau agieren (und hätten das schon immer tun sollen) und prüfen, ob das Nahliegende auch das Optimale ist. Der Westen soll doch wahnsinnig kreativ und entrepreneurial sein. Wo sind also die disruptiven Lösungen? J. L.

Kommentar vom 2022-03-16, 17:37

Man sollte die Hoffnung hegen, dass noch etwas gehen könnte. Richtig! Mit Putin und seinem Feldzug gegen das Selbstbestimmungsrecht "geht" aber nichts. Ich sehe es nicht so, dass man Gleiches mit Gleichem vergilt. Aber man tritt FÜR etwas, nämlich für die Freiheit, die in unzähligen Aufständen der Jahrhunderte der jeweiligen Obrigkeiten abgerungen worden ist. Diese Freiheit darf man nicht aufgeben. Um Rache oder Vergeltung oder um Ideologie geht es hier überhaupt nicht, sondern nur um diese Freiheit. Zukunftseinschätzungen sind immer löblich, Zukunftsgewissheiten dagegen existieren nicht oder nur äußerst selten und dann mit fast nichtssagendem Charakter - wir werden alle sterben. Schlau war es sicher nicht, die Wehrfähigkeit des Landes auf dem Altar der Friedensbewegung zu opfern. Lösungen können nur dann disruptiv SEIN, wenn sie auch durchgesetzt werden. Lösung: Isolation aller autokratischen Regime. Die Durchsetzung: wesentlich disruptiver als diese einfache Erkenntnis.

Kommentar vom 2022-03-16, 21:26

@Kommentator*in von 17:37: Das "Gleiches mit Gleichem" meinte ich so: "Du bringst meine Leute um, ich bringe deine Leute um." Den Toten und ihren Jahrzehnte lang auf Rache sinnenden Volksgenoss*innen wird die Philosophie hinter dem Sterben recht egal sein. J. L.

Kommentar vom 2022-03-17, 11:35

@J.L.: Okay, verstehe. Es könnte aber auch so lauten: "Du hast zwar meine Leute umgebracht, aber wir haben dafür auch Deine Leute umgebracht und unsere Freiheit erfolgreich gegen Dich verteidigen können." Rachegedanken können eine Folge sein, müssen sie aber nicht. Beispielsweise sind Ukrainer im Netz überwiegend nicht gegen die russische Bevölkerung laut, sondern gegen Putin. Beispielsweise auch Selenskyj selbst, der russischen Soldaten Straffreiheit zusicherte, wenn sie überlaufen. Man kann in diesem Fall zumindest (sicher nicht im Allgemeinfall) tatsächlich von einem Bruderkrieg sprechen. Im Konkreten erscheinen die "Dinge an sich" oft anders als in der allgemeinen Vorstellung über sie. So bauen wir permanent unser "Schiff auf hoher See um" ... der Rest ist bekannt, Irrtümer nicht ausgeschlossen. ;)

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