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Versteht mich wer?

2022-08-10 11:19

Ich bin immer wieder perplex, wenn an den Hochschulen Internationalisierungs-Aktivitäten angestoßen werden. Willkommen im 21. Jahrhundert: Die Welt ist doch bereits hier bei uns; wir müssen nicht mehr (klimaschädlich) hinfliegen!

Im Schuljahr 2021/2022 hatten in meiner Stadt mehr als 50 Prozent und landesweit 40 Prozent der Schüler*innen eine "Zuwanderungsgeschichte" (d. h. selbst oder mindestens ein Elter im Ausland geboren oder Sprache zu Hause nicht Deutsch), sagt der Landesbetrieb IT.NRW. (Nebenbei: Kudos für den kaum verhohlenen Hinweis an die Bildungsbürger*innen, dass sie ihre Kinder auf die Waldorfschule schicken sollen. Aber das wissen die sowieso schon.)

Der Effekt dieser Situation zeigt sich mehr und mehr in den Lehrveranstaltungen an der Hochschule, sogar in höheren Semestern: Deutsch wird (was auch immer das heißen mag) "gut genug" gelernt, aber bleibt dann auf einem Plateau, das nicht genügt, um Erklärungen zur Kettenregel oder zum Synchrongenerator zu verstehen oder diese gar selbst zu formulieren. Die Prüfungen an der Hochschule bewerten damit im Endeffekt Sprachkompetenzen, nicht Fachkompetenzen.

Selbstredend haben wir keine Lingua franca zur Hand, mit der sich das Problem lösen ließe, Englisch schon mal gar nicht. Insofern ist auch die Produktion "internationalisierter" OER auf Englisch kaum hilfreich, außer natürlich für die Reputation.

Kommentar vom 2022-08-10, 15:52

Der Denkfehler bei diesen Fragen und Feststellungen ist der existierende Anspruch, den man hat. Die Zeit, als man Deutschland nachsagte, es wäre das Land der Dichter und Denker, gehört leider der Geschichte an. Also nicht verzweifeln und auf keinen Fall aufgeben.

Kommentar vom 2022-08-11, 08:56

Zusammen mit der Noteninflation haben die Lehrenden viel Spaß damit. Die wachsende Protestbereitschaft (gegen alles Schlechte) der jüngeren Generationen transformiert sich bei den so entstehenden, unterirdisch-schlechten Notenspiegeln in massenhafte Beschwerden an die Lehrenden. Leider gibt es zu viele Dozenten, die dieser Hysterie entgegenkommen und die Ansprüche an Prüfungen runtersetzen.

Kommentar vom 2022-08-11, 12:53

Ich erinnere mich an eine Mathevorlesung bei Ihnen am Medieninformatik-Studium in Bremen. Ein Kommilitone sagte: "Das habe ich nicht verstanden ...". Worauf Sie sagten, "dann habe ich es falsch erklärt", und begannen, das Thema nochmals anders zu erklären. Diese Selbstkritik hat mich so beeindruckt und ich habe es selbst nach 20 Jahren nicht vergessen. Es war das einzige Mal in meiner schulischen Laufbahn, dass ich so etwas von einem Lehrer/Prof erleben durfte. Dafür nochmal danke, dass Sie nicht verzweifeln und auf keinen Fall (Ihre Studenten) aufgeben.

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