Jörn Loviscach: Macht und Modulbeschreibung

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Macht und Modulbeschreibung

2022-09-02 20:48

Wie wir spätestens seit Foucault & Co. wissen, muss die erste Frage zu allem Gesagten und Geschriebenen immer sein: Was will sich die redende bzw. schreibende Entität damit an Vorteilen verschaffen? Und die zweite Frage: Welche Identitäten könnten sich hierdurch benachteiligt fühlen? Wenn also jemand behauptet, dass E = mc², dann … Aber ich schweife ab.

Zurück zum Thema "Macht und Modulbeschreibung": Wenn nur ein einziger Satz auf die Beschreibung der offiziell vermittelt werden sollenden Kompetenzen eines Moduls des Umfang von satten zehn Credits ver(sch)wendet wird, will uns das doch etwas sagen? O-Ton: "Die Studierenden sollen grundlegende mathematische Methoden kennen lernen und üben und die Fähigkeit erwerben sich einfache mathematische Sachverhalte selbstständig zu erarbeiten." (Quelle: Google-Cache, weil der Server wohl gerade down ist)

Occam's Razor könnte einen vermuten lassen: Faulheit. Das glaube ich aber nicht. Nach meinen Erfahrungen gehen Modulbeschreibungen im eigenen Hause durch den Filter einer zentralen Person, die guckt, ob die Texte politisch passen. (Ich rede hier nicht von der externen Akkreditierungskommission; dass eine Akkreditierungskommission Modulbeschreibungen bemängelt, habe ich noch nie erlebt.)

Worin besteht also das Machtinteresse hinter eine kurzen und breiten Formulierung von Kompetenzen? Und dabei ist "Kennenlernen und Üben" nicht einmal eine Kompetenz!

Mir fällt dazu ein: Erstens kann man auf diese Art in Lehrveranstaltung und Prüfung machen, was man will. Zweitens kann man alles Denkbare an Fremdleistungen anerkennen und sich damit Lehr- und Prüfaufwand ersparen. (Das ginge allerdings auch mit einer eng gefassten Beschreibung; schließlich ist man ja selbst für die Anerkennung zuständig.) Drittens nötigt man andere Institutionen, die bei einem selbst erbrachten Leistungen anzuerkennen, denn es zählen ja vor allem die Kompetenzen. (Genauer: die vermeintlichen Kompetenzen, aber das ist ein anderes Thema.) Viertens gibt es weniger an Reibungsfläche mit den Prof*innen in den x verschiedenen Studiengängen, in denen das Modul verwendet wird.

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