Home | Lehre | Videos | Texte | Vorträge | Software | Person | Impressum, Datenschutzerklärung | Blog RSS

Die Blog-Postings sind Kommentare im Sinne von § 6 Abs. 1 MStV. Der Verfasser ist Jörn Loviscach, falls jeweils nicht anders angegeben. Die Blog-Postings könnten Kraftausdrücke, potenziell verstörende Tatsachenbehauptungen und/oder Darstellungen von Stereotypen enthalten. Die Beiträge der vergangenen Wochen werden als Bestandteil der Internet-Geschichte in ihrer ursprünglichen Form gezeigt. Menschliche Autor*innen können unzutreffende Informationen über Personen, Orte oder Fakten liefern.

vorheriger | Gesamtliste | jüngste | nächster

Kontrolle ist gut, Kausalität ist besser

2022-09-13 21:27

In psychologischen Studien irgendwelche Variablen zu Kontrollvariablen zu ernennen, kann gut nach hinten losgehen.

Statistical Control Requires Causal Justification

Kommentar vom 2022-09-16, 10:48

Also das mit der Kausalität ist ja auch nicht mehr so weit her oder? Die Zeiten von Explanans-Explanandum sind nunmehr auch schon länger vorbei, wenn es sie jemals gegeben hat. Der holistische Ansatz, ausgehend davon, dass sich Hypothesen nicht gegen ein ontologisches Etwas testen lassen, sondern, wenn überhaupt, lediglich gegen andere Hypothesen, scheint da besser geeignet, tatsächlich neues Wissen zu generieren, nein besser: zu genuieren. Und das deshalb, da der holistische Ansatz auch unser (rein formales) Denken über "Kausalität" hinterfragt, insbesondere den Standpunkt klassischer Relevanzlogiker, die einen inhaltlichen (Relevanz) Zusammenhang von formal in Beziehung gesetzten Entitäten postulieren und damit selbst einräumen, dass (nicht logische) Wahrheit - wenn es sie überhaupt "gibt" - offenbar dann doch im Auge des Betrachters liegt (das darf man denen natürlich nicht erzählen) - wie "die Schönheit" ;).

Kommentar vom 2022-09-16, 10:49

Solchen Relevanzlogikern zufolge wäre ein Schluss der materialen Implikation wie "wenn es morgen regnet, dann ist 2 mal 2=4" tatsächlich wahr (ex falso quodlibet), aber dennoch abzulehnen, da es ja intuitiv einleuchtet, dass kein inhaltlicher Zusammenhang vorliegt XD. (?)

Kommentar vom 2022-09-16, 12:31

@Kommentator*in von 10:48/10:49: Ich denke, da sind die Leute aus Informatik und Statistik wesentlich weiter als die Leute aus der Philosophie. J. L.

Kommentar vom 2022-09-16, 13:03

So etwas in der Art hatte ich gehofft und schaue es mir gerne an. Besten Dank!

Kommentar vom 2022-09-17, 10:55

Was Stufe 1 "und" (oder müsste ich automatengerecht sagen "oder"?) Stufe 2 angeht, da hätte ich gar nichts einzuwenden. Wie man seine Glaubensgrundsätze zu bestätigen versucht, das ist letztlich Geschmacksfrage. Und wenn sich da intersubjektiv alle einig sind, dann aus Glauben Wissen. Was aber die 3. Stufe angeht und im Fall von daraus folgendem angewandtem Wissen wird solches "Wissen" in einigen Fällen mit Sicherheit zur Menschenverachtung, weil dem Ganzen ein streng deterministisches Weltbild zugrunde liegt.

... und ich dachte, die wären schon weiter?

Kommentar vom 2022-09-17, 10:55

Muss man sich, was ein _Menschenbild_ angeht, wohl doch wieder der Philosophie zuwenden. Ich bin halt einfach der Meinung: Das Leben ist kein Schachbrett oder Schaltkreisanordnung. Im Fall von Menschen zählt doch eher der freie Wille. Welcher Mensch funktioniert schon (rational)? Und ganz schwierig wird es dann, wenn wir sagen: Der funktioniert aber nicht, der muss wohl krank sein. So kann man vielleicht einen Computer reparieren, aber keine Menschen. Aber Sie räumen ja dankenswerter Weise auch ein, dass solche Modelle nach hinten losgehen können.

Kommentar vom 2022-09-17, 11:03

Was mir dazu platzfüllender Weise noch einfällt (Sorry, aber es ist für mich als Individuum schwierig, mich in 1000 Zeichen pressen zu lassen :)). Vielleicht funktionieren Automaten dahingehend besser :). Jedenfalls: Welt am Draht. Oder, was auch ginge: iRobot. Wer es moderner mag. Muss man übrigens auch gar 62 Seiten PDF durchlesen. Manche Zeichen kann man sich wirklich sparen ;).

Wirklich lustig übrigens ist der Begriff „Identitätseinheiten“ bei Fassbinder XD. Also praktisch: Der Mensch als Funktion, also seit Frege: Ein Begriff, der ausschließlich von seinen in seiner Definition vorkommenden Variablen abhängig ist. In wem daraufhin die Assoziation einer sich in den eigenen Schwanz beißenden Katze entsteht, der muss wohl krank sein XD. Aber vielleicht muss man auch nur die Kontrollvariablen "richtig" setzen, dann passt es wieder. Oder das Umfeld zum Käfig deklarieren, falls man Löwen fangen will XD.

Kommentar vom 2022-09-17, 19:53

@Kommentator*in von 10:55–11:03: "Streng deterministisch" stimmt nicht, weil die Modelle an allen Ecken und Enden Störungen vorsehen, von denen man allenfalls Wahrscheinlichkeitsverteilungen kennt. J. L.

Kommentar vom 2022-09-19, 17:27

Ja, okay. Wenn es morgen zu 100% regnet, dann ist 2 + 2 = 4. Also zumindest mir bereitet das überhaupt keine Kopfschmerzen. Easy :).

Kommentar vom 2022-09-19, 21:14

@Kommentator*in von 17:27: Dass 2 + 2 = 4 ist, ist kausalitätsmäßig ohne Belang, nicht nur, weil Algebra keine Ursache und keine Wirkung kennt, (bitte nicht Kausalität mit Implikation verwechseln!) sondern auch, weil es immer wahr ist (außer, wenn mal in der Mathe-Vorlesung GF(3) dran ist). J. L.

Kommentar vom 2023-01-17, 18:24

Vielleicht reden wir aneinander vorbei. Kann es sein, dass hier Kausalität lediglich als Konzept der Orientierung gemeint ist? Das heißt, dass Kausalität hier gerade nicht als tatsächlich existent gemeint ist? Es ist also eine Weise, wie wir uns auf die Welt beziehen, deren Wahrheit oder Falschheit aber sich nicht erweisen lässt. Ich meine nicht den Nachweis von Variablenbezügen. Ich meine den Nachweis, dass Kausalität existiert. Was allerdings sinnvollerweise, wie ich finde, nicht von größtem Interesse sein muss, wenn man davon ausgeht, dass die einzig verlässlichen Quellen über die "die Welt" unsere Sinnesdaten sind. Nur lässt sich ja durch Folgern etwas über "die Welt" herausfinden? Oder nur etwas darüber, welche Begriffe und wie zugeschnitten diese bei unseren Orientierungsversuchen eingesetzt werden können?

Kommentar vom 2023-01-17, 18:24

Wenn jedenfalls Sinnesdaten die einzig verlässliche Quelle für Aussagen über "die Welt" sind, dann kann man letztlich über "die Welt" auch nichts sagen, sondern eben nur über Sinnesdaten, weil "die Welt" ja zunächst nur Sinnesreize hervorruft. Das heißt es könnte sein, dass endlos viel sonst noch von der Welt "emittiert" wird, was schlichtweg in uns keine Sinnesreize hervorruft? Jedenfalls könnte man diese Möglichkeit lediglich unter Bezugnahme auf Sinnesdaten nicht einmal ausschließen.

Kommentar vom 2023-01-17, 20:48

@Kommentator*in von 18:24 (zwei Teile): Die Evolution dürfte dafür gesorgt haben, dass unsere Interpretation unserer Sinne ein überlebenstaugliches Modell "der Welt" ist, denn eine Fehlpassung zwischen Modell und Welt führt zum vorzeitigen Ableben. – "[D]eren Wahrheit oder Falschheit aber sich nicht erweisen lässt": Außerhalb von Mathematik und Jura kann man ja sowieso nur plausibel machen oder (bei genauer Betrachtung sogar: alles) widerlegen, aber nicht beweisen. – Und ja, "die Welt" kennt vielleicht keine Kausalität, sondern die ist nur in unserem Bewusstsein, als Teil des Modells "der Welt". Aber das schmälert nicht ihren praktischen Nutzen. Beispiel: Ein Impfstoff führt dazu, dass eine bestimmte Krankheit seltener auftritt. J. L.

Kommentar vom 2023-01-25, 12:50

Mit "überlebenstaugliches Modell" kann hier bestenfalls ein längst zurückliegendes Leben gemeint sein, und auch kein Modell, sondern bestenfalls unreflektierte Verhaltensdispositionen. Würden wir heute wie in der "Steinzeit" essen, würden wir fettleibig, was zunehmend der Fall ist, aber natürlich auch andere "Ursachen" haben kann. "Evolution" wie "Kausalität" sind nichts mehr als Begriffe des Menschen in einer Weise der Bezugnahme auf eine von ihm so angenommene (hypothetische) Wirklichkeit. Der praktische Nutzen liegt ebenfalls nur am Ende einer (begrifflichen) Bewertung darüber, was nützlich ist oder was eine Krankheit ist, beziehungsweise, was wir darunter verstehen, also welche Begriffe wir davon haben. Und es ist auch nicht per se nützlich, dass eine bestimmte Krankheit seltener auftritt, weil sich daraufhin Muster von Folgeerkrankungen (bspw. Fatigue), deren erkennen aber (modern) überlebensdienlich sein könnte, nicht ausreichend für Erkenntnis abzeichnen könnten.

Kommentar vom 2023-01-25, 14:39

@Kommentator*in von 12:50: Das mit dem "alles nur hypothetisch" werden Sie spätestens dann revidieren, wenn man Sie vor die Wahl stellt, nach Mallorca zu fliegen oder aber schwerverletzt in einem Schützengraben zu liegen. – Wow, und dann auch Impfleugnung aus der philosophischen (oder pseudo-philosophischen?) Ecke. J. L.

Kommentar vom 2023-01-25, 18:34

Da Sie mich offensichtlich falsch verstehen wollen, hat alles weitere hier keinen Sinn mehr.

Kommentar vom 2023-01-25, 21:05

@Kommentator*in von 18:34: Dito. J. L.

Neuer Kommentar

0 Zeichen von maximal 1000

Ich bin die*der alleinige Autor*in dieses Kommentars und räume dem Betreiber dieser Website das unentgeltliche, nichtausschließliche, räumlich und zeitlich unbegrenzte Recht ein, diesen Kommentar auf dieser Webseite samt Angabe von Datum und Uhrzeit zu veröffentlichen. Dieser Kommentar entspricht geltendem Recht, insbesondere in Bezug auf Urheberrecht, Datenschutzrecht, Markenrecht und Persönlichkeitsrecht. Wenn der Kommentar mit einer Urheberbezeichnung (zum Beispiel meinem Namen) versehen werden soll, habe ich auch diese in das Kommentar-Textfeld eingegeben. Ich bin damit einverstanden, dass der Betreiber der Webseite Kommentare zur Veröffentlichung auswählt und sinngemäß oder zur Wahrung von Rechten Dritter kürzt.