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H.-W. Sinn über Inflation und Energiepolitik

2022-12-22 21:00

Die diesjährige Weihnachtsvorlesung des ifo ist raus, wohl zum letzten Mal mit Hans-Werner Sinn. Notizen:

0:01:33 Es ist ärgerlich, hier Taleb anzuführen, wenn er selbst sagt, dass Covid kein schwarzer Schwan sei.

1:31:59 Die Anteile am Primärenergieverbrauch (beliebte rhetorische Figur) sind irreführend, insbesondere weil aus Gas und Kohle nur mit großen Verlusten Strom erzeugt werden kann.

1:35:50 "Kein Kohlenstoffbudget": kein Wort über Kipppunkte, von denen wir nicht wissen, wo sie liegen.

1:38:32 Ich lerne wieder: Die beste Art, gegen etwas zu sein, ist dafür zu sein.

1:39:30 Unilateralismus: Das ist in der Tat das dicke Problem. Ein Alleingang wird nach hinten losgehen.

1:54:50 Anteile der E-Auto-Hersteller an Zulassungen: Ich wüsste ja zu gerne, ob sich inzwischen Leute schämen, einen Tesla zu kaufen. Aber wahrscheinlich nicht. Sie kaufen ja auch SUVs.

2:02:11 Ausstieg aus Fossilen und Atom, ohne dass die Alternative bereits aufgebaut oder auch nur greifbar wäre. Ja, das stimmt. (Hier noch sein NZZ-Artikel dazu.) Ich hätte aber Cortez angeführt, denn hinter sich die Schiffe zu verbrennen, befördert die Motivation ungemein. Das Problem ist allerdings, dass sich das Kapital in andere Länder verabschieden kann. Nur die Menschen unterhalb der Elite haben keinen Rückzugsweg.

Es gibt auch die anschließende Fragenrunde als Video:

0:52 Dankenswerterweise kommt die im Vortrag (und in der gesamten Energiepolitik) unterbewertete Erdwärme als erste Frage. Aber dann scheint es wild durcheinanderzugehen mit flacher vs. tiefer Geothermie.

2:05 Bei Kernfusion "praktisch keine radioaktiven Zerfallsstoffe". Schön wärs. Zur Erinnerung: Der Fusionsreaktor wird durch den Neutronenbeschuss (oder was halt in der jeweiligen Reaktion frei wird) verstrahlt.

3:04 "Wir geben viel zu viel Geld aus für die Beschwichtigung einer ansonsten aufsässigen Bevölkerung, damit sie nicht merken, was jetzt auf dem Energiemarkt hier eigentlich los ist in Deutschland, und zu wenig, um die Ursachen der Energieknappheit zu bekämpfen." Ja, so muss man das wohl sagen. Allerdings: Wenn der Staat mehr dafür ausgeben würde, würde er das wahrscheinlich in Projekte für Energielieferungs-Blockchains oder anderen Unsinn kippen.

6:47 Den Flächenbedarf von Windenergie mit dem von Straßen oder Gewerbeflächen zu vergleichen, ist übel irreführend. Unter der Windturbine können Kartoffeln oder Wälder wachsen und Kühe grasen. Und bei diesem Punkt wird dann auch noch applaudiert.

Was komplett fehlt: Was passiert (auch wirtschaftlich) in Folge der verstärkt zu erwartenden Missernten und durch verstärkte Kriege bedingten Einbrüche in der Nahrungsversorgung in Europa und anderswo? Was passiert mit den Hunderten an Millionen Menschen, die sich aus dem mehr und mehr versengten Afrika auf den Weg gen Norden machen werden? Die werden hier nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern auch Wärme, Licht und Mobilität haben wollen.

Kommentar vom 2022-12-23, 17:05

Warum muss er darauf hinweisen, dass er 2020 in einer Folie schon die Zukunft vorausgesehen hat? Das ist doch ober-peinlich ("Herr Lehrer, ich weiß was") .
Eine verminderte Möglichkeit der Unternehmer, Produkte zu erzeugen, (unterbrochene Lieferketten) "Stagflation" zu nennen, ist erstaunlich (bzw. falsch).
Dass eine einfache lineare Regressionsgeraden die Zukunft prognostizieren kann, ist doch eine sehr vereinfachte Sichtweise (Inflationsrate bei Konsumprodukten).
IG-Metall-Abschluss 8,5% gilt über *zwei* Jahre - wurde einfach weggelassen.
Die immer wiederkehrende Leier: Die Arbeitslosen bekommen zu viel Geld (20:05).
"Preis und Menge ist eins." (Ölpreis, 26:30) Erstaunlich, dann würde es ja Spekulationsblasen gar nicht geben. Dabei ist in dem Diagramm später die Menge wieder angestiegen, aber der Preis nicht gesunken.
Es ist ein häufiges Schema der BWL'er: "Suche so lange ein Diagramm, bis es die behauptete Kausalität abbildet."
Das Sprichwort passt: "Jammern ist das 'Guten Tag' der Unternehmer."

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