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Müller: Abschied von der Zukunft

2023-01-24 20:55

Ein Buch eher über die (interessante!) Geschichte der Futurologie als über die heutige junge Generation, auch wenn der Untertitel etwas anderes verspricht.

Das Werk kulminiert in der üblichen Hinhaltetaktik: "Viele kleine Schritte ergeben in der Summe auch einen grossen, während der eine grosse Schritt – die Revolution – stets zu massiven Gegenreaktionen führt und deswegen sein Ziel niemals erreicht." (S. 110) Dieses Argument ist natürlich aus ganz vielen Gründen falsch: Erstens versuchen es die Bewegten seit Jahrzehnten mit kleinen Schritten, aber es passiert nichts. Zweitens wird die Lage genau deshalb immer brenzliger, aber niemand weiß, wie brenzlig genau. Und drittens hat es doch schon diverse Revolutionen gegeben, die zumindest ihr proximales Ziel (den Umsturz) erreicht haben, wenn auch vielleicht nicht oder nicht dauerhaft ihr distales Ziel (das hängt aber davon ab, ob man die erklärten distalen Ziele nimmt oder die verschwiegenen distalen Ziele, zum Beispiel "Kaiser von Frankreich werden").

Weiterführende Gedanken, die im Buch nicht so recht vorkommen:

Dass sich Gruppen in dieser Situation radikalisieren, scheint mir eine naheliegende Konsequenz zu sein. Gleichzeitig wird dadurch aber auch die Kluft zur trägen Gesellschaft größer, so dass mehr Druck ausgeübt werden muss: ein sich selbst verstärkender Effekt.

Im Zuge dieser Selbstverstärkung ist es nur natürlich, dass es nun darum geht, nicht nur das Klima (also die Menschheit) zu retten, sondern umfassende Gerechtigkeit (ein zu definierender Begriff) zu schaffen. Ob nicht auch Löwinnen vegan leben müssen, um die Rechte der Antilop*innen zu schützen, ist inzwischen fragbar geworden.

Je weiter die Forderungen gehen, desto größer wird die Distanz zum Rest der Gesellschaft. Und umso größer ist das Risiko, durch heuchlerisches Verhalten aufzufallen. Vor allem scheinen es die Reichen zu sein, die für die Armen sprechen wollen und letztere dadurch abermals unterdrücken. Hinter dem jüngsten Bericht der taz (of all newspapers!) über die Eigenbedarfskündigung für einen Freitagsdemonstranten könnte man allerdings auch eine False-Flag-Operation vermuten.

(mit Formulierungsvorschlägen von DeepL Write)

Kommentar vom 2023-01-25, 13:45

Ohne das Buch gelesen zu haben, finde ich es gut, wenn versucht wird einen optimistischen Blick in die Zukunft zu sehen. Denn mit Pessimismus ist niemandem geholfen / auch nicht dem Klima.

Kommentar vom 2023-01-25, 14:31

@Kommentator*in von 13:45: Das stimmt nicht. Optimismus kann träge machen und Pessimismus kann antreiben. Siehe: Defensive pessimism. Außerdem: Was ist der Unterschied zwischen Optimist*in und Pessimist*in? Erstere*r kennt noch nicht alle Fakten! (Quelle: Internet, wie man im ÖRR schreibt.) J. L.

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