Home | Lehre | Videos | Texte | Vorträge | Software | Person | Impressum, Datenschutzerklärung | Blog RSS

Die Blog-Postings sind Kommentare im Sinne von § 6 Abs. 1 MStV. Der Verfasser ist Jörn Loviscach, falls jeweils nicht anders angegeben. Die Blog-Postings könnten Kraftausdrücke, potenziell verstörende Tatsachenbehauptungen und/oder Darstellungen von Stereotypen enthalten. Die Beiträge der vergangenen Wochen werden als Bestandteil der Internet-Geschichte in ihrer ursprünglichen Form gezeigt. Menschliche Autor*innen können unzutreffende Informationen über Personen, Orte oder Fakten liefern.

vorheriger | Gesamtliste | jüngste | nächster

Garantiert echte Zeugnisse

2023-05-15 19:54

Es ist mal wieder Stipendienbewerbungs-Begutachtungszeit. Und da bekommt man so allerhand an Noten-Transkripten zu sehen. Dieses Jahr scheint sich der Trend zur "Verifikation von Studienbescheinigungen" (Ergebnisse der Google-Suche) durchgesetzt zu haben: Auf dem Notenzettel stehen eine URL der Hochschule und ein per Hand abtippbarer Schlüssel-Code. Die betreffende Webseite teilt einem dann mit, dass der Notenzettel echt ist. Äh, sein soll. Na ja, sein könnte.

Was für eine geniale Technik! Nur durch Eingabe von ein paar Zahlen und Buchstaben kann die Maschine bestätigen, dass auf dem Zettel nichts ausradiert oder geändert worden ist. *staun* Und ich dachte, dazu bräuchte man unbedingt den langen Hashcode eines elektronischen Dokuments. (Nix Papier, nix faxen.) Oder gar eine bis fünf Blockchains! (Was schon allein aus dem Grund total wichtig ist, dass die bescheinigten Kompetenzen auf keinen Fall länger halten als die paar Wochen Restlaufzeit des jeweiligen Blockchain-Projekts.)

Kommentar vom 2023-05-16, 07:13

Als alter weißer Mann, der den Weg von mehr als "ein paar" Menschen zu diversen (Zeugnis-)Noten (nahezu jedes Niveau von Bildungsanstalt, die in D existiert: Mittelschule formerly known as Hauptschule, Realschulen über Gym, F(/B)OS bis zur einen oder anderen Promotion) mit großer Motivation begleitet hat, vertrete ich nicht erst seit Kurzem die steile These: Diese Zahlen sind ("gefühlt" in mindestens zwei von drei Fällen) schalliger und rauchiger als eine halbe Stunde Gespräch mit der zugehörigen Person. Der Hype um Noten erschließt sich mir nicht. Eigentlich warte und hoffe ich darauf, dass die Diskrepanz zwischen Schein und Sein bzgl. Zeugnissen aller Art hier berücksichtigt wird: https://www.transparency.de/cpi/cpi-2022/cpi-2022-methodologische-hinweise
Grüße von der Bildungsfront, Markus

Kommentar vom 2023-05-16, 08:21

Um so was zu implementieren braucht's Fachkräfte. Und die lassen sich doch lieber nach Kalifornien abwerben, als für irgendeine dt. Behörde zu arbeiten.

Kommentar vom 2023-05-16, 16:02

@Kommentator von 07:13: Allerdings geht es deutlich fixer, ein paar Noten vom Zeugnis abzulesen, als eine halbe Stunde Gespräch zu führen. Und ich persönlich würde lieber aufgrund meiner Zeugnisnoten irgendwo abgelehnt worden sein als aufgrund des "Gesprächsgefühls" irgendeines Interviewers.
Gruss (dg)

Kommentar vom 2023-05-17, 07:12

@Kommentator von 16:02: Ich persönlich würde deutlich lieber aufgrund des Gefühls "irgendeines Interviewers" abgelehnt werden als wegen irgendeines Sortiervorgangs auf Grundlage meiner Zeugnisnoten (welche gar nicht mal so schlecht waren/sind). ;-)
Verwegene Behauptung: Das Ergebnis der hier erwähnten Studie https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/bildung-lesen-iglustudie-100.html wäre nicht nur "besser", insbesondere die durchschnittliche Lesekompetenz aller aktueller Bildungsanstaltkunden hierzulande wäre höher, wenn ich (oder "irgendein Interviewer") in den letzten 30 Jahren Personalentscheidungen in großer Anzahl an Bildungseinrichtungen "nach Gefühl" statt nach - was nochmal genau?! - getroffen hätte. Bevorzugt denke ich dabei an "leitende" Personalien, allerdings auch an "leidende". Letztere ahnen ja ab und an, dass das Spannungsfeld Beruf und Berufung mehr als eine Überlegung wert gewesen wäre. Grüße aus Unterfranken, Markus

Kommentar vom 2023-05-20, 16:30

Ich habe von meiner Uni total schön digital signierte Dokumente über meinen Doktortitel bekommen. Als ich eines davon für einen Visumsantrag hochladen wollte, sagte mir der Server der australischen Regierung, dass man keine verschlüsselten Dokumente annehmen könne und ich es doch am besten ausdrucken und einscannen sollte. Was ich dann – sehr schweren Herzens – gemacht habe.
(bo)

Kommentar vom 2023-05-20, 19:29

@bo: Immerhin! In Deutschland hätte man es faxen müssen. J. L.

Neuer Kommentar

0 Zeichen von maximal 1000

Ich bin die*der alleinige Autor*in dieses Kommentars und räume dem Betreiber dieser Website das unentgeltliche, nichtausschließliche, räumlich und zeitlich unbegrenzte Recht ein, diesen Kommentar auf dieser Webseite samt Angabe von Datum und Uhrzeit zu veröffentlichen. Dieser Kommentar entspricht geltendem Recht, insbesondere in Bezug auf Urheberrecht, Datenschutzrecht, Markenrecht und Persönlichkeitsrecht. Wenn der Kommentar mit einer Urheberbezeichnung (zum Beispiel meinem Namen) versehen werden soll, habe ich auch diese in das Kommentar-Textfeld eingegeben. Ich bin damit einverstanden, dass der Betreiber der Webseite Kommentare zur Veröffentlichung auswählt und sinngemäß oder zur Wahrung von Rechten Dritter kürzt.