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Probleme, die wir gerne hätten

2023-06-18 16:04

Heute: die Lernsucht, yep, ohne Scheiß. Es sei denn, diese ganze Forschungsrichtung ist ein Hoax: Wenn das Studieren außer Kontrolle gerät – Entwicklung und Validierung einer deutschsprachigen Adaptation der Bergen Study Addiction Scale (BStAS). Der Abstract schränkt dann allerdings auch ein, dass man keine Sucht, sondern nur "ein Studierverhalten misst, das in Bezug auf physische und psychische Gesundheit von Relevanz ist". Ob Qualitätsjournalist*innen bis dahin lesen?

Es scheint mir (S. 30), dass man nicht klare Antworten wie "einmal im Monat oder seltener" ankreuzen musste, sondern getreu der guten psychologischen Tradition die üblichen Antworten wie "eher selten", die den Teilnehmer*innen ordentlich Flexibilität bei der Interpretation lassen.

Wie immer die p-Werte und Korrelationen, ich reg mich schon gar nicht mehr auf. Aber dass diese Studie auf eine Prävalenz der Studiersucht von 27 % kommt (S. 34), finde ich höchst, äh, bemerkenswert. Allerdings war das Ganze sowieso eine offene Online-Umfrage (Selbstselektion!) und 143 der 615 Teilnehmer*innen stammten aus der Psychologie, 81 aus den Kognitionswissenschaften (Supplement). Numerus clausus und so?

Glücklicherweise ist bei mir niemand betroffen. Am Donnerstag war hier das Campus-Festival. (Nein, das muss immer donnerstags sein und kann nicht freitags oder – behüte! – samstags stattfinden.) Am Donnerstagnachmittag war eine Person in der Lehrveranstaltung, am Freitagvormittag eine Person bzw. drei Personen. Also keine Probleme hier, alles noch mal gutgegangen. Außerdem macht der Job so echt Spaß!

Kommentar vom 2023-06-18, 16:23

Lese ich das richtig? Täglich mehrere Stunden mit dem Er- oder Nacharbeiten von Lerninhalten zu verbringen gilt als Sucht? Ich fasse es nicht.

Kommentar vom 2023-06-19, 07:32

Auf "die Gefahr hin", dass ich es "bereuen werde", habe ich eben per E-Mail an die beiden Autorinnen um geduldiges Lesen dieses wunderbaren Beitrags von JL sowie um eine Reaktion per Kommentar hier gebeten. Dabei hob ich den vorletzten Absatz hervor, zitierte ihn und betonte die potenzielle Fruchtbarkeit von Kommunikation dieser Art (hier lesen, dann denken, schreiben, einander mitteilen, was relevant erscheint).
Jetzt bin ich gespannt, ob Schattensprünge geschehen werden.
Grüße aus der Bildungsdiaspora, MB

Kommentar vom 2023-06-19, 14:08

Eigentlich passt es ganz gut. Die Bologna-Hochschule tut schon so viel dafür, die wenigen, die sich noch inhaltlich für das interessieren, was sie da studieren, zu unterdrücken und zu ignorieren. Dass man uns nun noch pathologisiert, ist wohl der logische nächste Schritt.

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