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Weber: Auf "Plagiatsjagd"

2023-10-17 20:33

Der Plagiatsjäger, der so wichtig ist, dass Unbekannte ihm zuliebe ein komplettes gedrucktes Buch gefälscht haben, hat ein kleines Büchlein der Textsorte "Streitschrift" verfasst. Vor allem lässt er darin seinen Frust darüber ab, keine österreichische Uni-Professur bekommen zu haben. "Schlechtere stellen noch Schlechtere an" (S. 17) "Milde Professoren [sic, ungegendert, J. L.] ziehen mittelmäßige bis schlechte Studierende an, wodurch diese Professoren noch milder werden." (S. 21)

Aber es geht im Büchlein auch um Interessantes: um die Vielfalt der vom Autor aufgedeckten Plagiate, die jeweiligen Begleitumstände und um eine Definition des Begriffs "Plagiat", vor der sich eine hier im Blog nicht näher zu bezeichnende tertiäre Bildungseinrichtung bisher drückt.

Ein Pflichtfach zur "guten wissenschaftlichen Praxis" wird uns retten (S. 143). Aber sicher. So wie ein Pflichtfach "Ethik" das #dieselgate verhindert hätte.

Und noch ein Pöstchen: Neben der*dem Kopierbeauftragten, der*dem Nachhaltigkeitsbeauftragten usw. nun ein*e "Academic Integrity Officer" (S. 170). Irgendwann gibts an den Hochschulen mehr Funktionär*innen als Lehrende. Oder haben wir diesen Punkt sogar schon überschritten?

"Wissenschaft zitiert Wissenschaft. Tut sie dies nicht, muss sie quellenkritisch vorgehen." (S. 189) Will sagen, was die "Wissenschaft" publiziert hat, darf man so glauben? Na, gute Nacht.

"Wissenschaftliche Aussagen sind stets frei von politischen, religiösen oder sonstigen Ideologien zu halten." (S. 198) Das hört sich für mich danach an, dass man die Evolutionstheorie als eine Theorie unter vielen darstellen muss. Nebenbei würde ein Großteil der sozial- und der bildungswissenschaftlichen Literatur disqualifiziert. Außerdem scheint der Autor den Poststrukturalismus verschlafen zu haben.

Dass man bald wieder zu Fuß plagiieren müsse, weil ChatGPT & Co. per Wasserzeichen eingedämmt würden (S. 157), halte ich für extrem optimistisch – aus technischer Sicht. Ihr werdet sagen: "Halt, das ist doch schon rein praktisch Unsinn, wegen Open Source!" Aber das ist zu kurz gedacht, denn die aktuelle oder spätestens die nächste EU-Kommission werden doch noch irgendwann merken, dass die Chatkontrolle das Verbot von Open Source verlangt.

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