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Die Neuvermessung der Welt

2024-01-30 22:30

Vor vielen hundert Jahren hatten sich die Spanier*innen und Portugies*innen gütlich geeinigt, die Welt untereinander bei (ungefähr, aus heutiger Sicht) 46° West und 142° Ost zu teilen. Jetzt könnte ich hier auf die verlockende Tangente einschwenken, dass in mindestens einer Generation das Lamentieren der Älteren über die Jüngeren tatsächlich wahr gewesen sein muss, denn das letzte Mal, als ich jüngst geguckt habe, gehörte überraschenderweise weder Spanien noch Portugal die Hälfte der Welt.

Aber nein, ich werde nicht diese Tangente nehmen, sondern zu dem Thema kommen, an das mich die Spiegel-Titelgeschichte vergangener Woche zu Trump Reloaded und die aktuelle c't-Titelgeschichte zur Cloud-Abhängigkeit gemahnen.

Mit wie vielen Strichen und entlang welcher Flüsse auch immer die Grenzen zwischen Ozeanien, Eurasien und Ostasien im Detail gezogen werden: Für das niederländische Örtchen Veldhoven ist nur ein Drei-Mächte-Status vorstellbar, denn dort liegt – der breiten Öffentlichkeit wenig bekannt – der technologische Nabel der Welt, den man nicht anderen Leuten allzu kampflos überlassen werden will.

Und dann die Auswirkungen auf das Zusammenleben. Was wird es zum Beispiel bedeuten, wenn Deutschland die Rechnung von 400 Mrd. US-$ nicht begleicht? Wenns Euro statt Dollar wären, ginge das ja noch. Dann könnte die weisungsunabhängige EZB wieder mal einen Hat Tip in Richtung MMT machen und flugs eine Vier mit elf Nullen auf ein frisches Konto eintippen. Aber wirklich zahlen?

Ein Loch im nuklearen Schirm wäre da nur eines von vielen Druckmitteln. Wie wäre es obendrein mit einer Sonderabgabe auf Produkte und Dienste von Microsoft, Alphabet formerly known as Google, Apple, "Open"AI, Amazon usw.? Wäre doch schade, wenn das 15 Pro Max oder die F-35 zum Briefbeschwerer würden! Und die E-Banking-Apps und E-Rezept-Apps nicht mehr gingen! Oh wait (1, 2). Microsoft übt ja schon länger den Ernstfall – mit dem nicht mehr nur rein versehentlichen Fernabschalten von Rechnern. HP ist diesbezüglich schon weiter (ab 3:10).

Als Linuxer*in darf man sich da aber nicht zu schnell freuen: Erstens kommt ohne Windows kein Strom, kein Wasser und kein Gas mehr ins Haus, vielleicht sogar kein Internet, weil die ERP-Software der*des Provider*in darauf läuft. Zweitens lassen sich im Heuhaufen eines Open-Source-Betriebssystems wunderbare Zeitbomben verstecken.

Vielleicht sollten wir uns also mit dem Gedanken anfreunden, Programme, Vorlesungsskripte, Klausuraufgaben und wissenschaftliche Arbeiten wieder selbst schreiben zu müssen. Resilienz!

Kommentar vom 2024-02-01, 08:44

Es ist gut, auf diese Cloud-Abhängigkeit immer wieder hinzuweisen. Leider - so glaube ich - wird das nicht viel ändern. Der konkrete Nutzen der Cloud ist so viel höher als der abstrakte Schaden. Die Zuverlässigkeit des Internets / der Provider ist einfach ziemlich hoch. Ein "gesteuertes Abschalten" von z.B. 3x10 Minuten pro Tag würde das Bewusstsein erhöhen, aber gleichzeitig massive Proteste und finanziellen Schaden bedeuten.
So wird wohl weiterhin das "Prinzip Hoffnung" gelten. "Et hätt noch emmer joot jejange."

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