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Augen auf beim Zitationskauf

2024-02-21 14:36

Die Zahlen von Google Scholar lassen sich faken. Non ? Si ! Oh !!! Aber interessanter ist erstens, dass es mindestens eine*n funktionierende*n Dienstleister*in dafür gibt (leider bleibt der Preis im Paper Google Scholar is manipulatable ungenannt), und zweitens, was man beachten sollte, um nicht allzu leicht zu detektieren zu sein: den Zitationskauf einschleichen, statt in einem Ruck all-in zu gehen; nicht zig mal pro Paper zitieren lassen; nicht einfach ohne Verweis aus dem Haupttext nur in das Literaturverzeichnis schreiben lassen.

Die Umfrage mit der Rücklaufquote 574 von 30.000 ist total überzeugend. Allerdings kann ich die so gewonnene Erkenntnis anekdotisch bestätigen, dass Prof*innen aus der Informatik für Bewertungen gerne einfach auf den h-Index bei Google Scholar gucken. Bonus bei der Umfragemethodik: "We collected email addresses from the list of all faculties found on the website of mentioned universities." Oh, wie ich das liebe.

Dass WoS und Scopus als Goldstandard behandelt werden, finde ich fragwürdig. Die Journals/Konferenzen dort sind vielleicht etwas strenger ausgewählt. Aber das macht die Zitate nicht sooo viel besser, schon allein aus dem Grund, dass man doch gar keine Zeit mehr hat, zu lesen, was man zitiert. So weit kommts noch: Lesen statt Veröffentlichen? Dafür wird niemand bezahlt!

Was der besagten Arbeit fehlt, ist eine konkrete, praxisorientierte Anleitung, für welche seiner Paper man Zitationen kaufen sollte, um den h-Index möglichst preiswert zu steigern. Wenn man bei h=50 ist, wäre es ja Vergeudung, Paper mit 30 oder mit 60 Zitationen zu pushen.

Wer kann so eine Strategie am besten entwickeln? Genau, die Mathematiker*innen! Citation cartels help some mathematicians—and their universities—climb the rankings. Institutionen aus dem mehr oder minder fernen Osten zeigen hier den alteingesessenen westlichen Unis, wie man das mit den Rankings professionalisiert angeht.

A critique of pure reason beschreibt ein paar bilderbuchartige Fälle aus der Mathematik. Sowieso hier ein Shoutout für den Blog For Better Science, durch den schon mal die eine oder andere Hochschulleitungsposition in Deutschland vakant wird.

Nebenbei aus jener Ecke noch eine Erinnerung an den mysteriösen Umstand, dass Zitate ein epidemisches Eigenleben entwickeln können: When I'm citing you, will you answer too? Tangential bringt mich das auf die Frage, wie es um stillschweigende oder emergente Kollusion steht: Man könnte eine andere Person in der Hoffnung zitieren, dass sie einen dankeshalber zurückzitiert, ohne dass jemals drüber gesprochen worden wäre. Taktisch interessant wäre der Ansatz, eine Person massiv unpassend zu zitieren, so dass das Resultat rein zufällig nach gekauften Zitationen aussieht.

Kommentar vom 2024-02-25, 17:18

Hier findet man Angaben zum Preis:
https://fiverr.com/thiago_liam451/increase-your-google-scholar-researchgate-citation
Basic: 20 citations €58.14
Standard: 60 citations €164.74
Premium: 300 citations €920.58
Die sich daraus ergebenden Preise pro Zitat lasse ich mal unkommentiert.

Kommentar vom 2024-02-27, 07:55

Ganz passend dazu ist auch dieser Beitrag:
https://mastodon.social/@BorisBarbour/111852576193244516
"How bad are citations as a metric? The world is already upside down. Clarivate can no longer produce a list of highly cited mathematicians. Obscure Chinese medical schools (without a maths department) are more cited than Princeton.
https://www.science.org/content/article/citation-cartels-help-some-mathematicians-and-their-universities-climb-rankings
'Highly cited researcher' is on the cusp of becoming an insult in every field.
We should really drive a stake through the heart of bibliometry once and for all."

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