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Unterrichtssprache Babylonisch

2024-02-27 12:27

Wenn im tertiären Bildungssektor von "Internationalisierung" die Rede ist, steht das praktisch synonym für "Unterrichtssprache Englisch". Fällt eigentlich irgendjemandem auf, wie hochgradig (neo-)kolonialistisch und eurozentristisch das ist? Die ganz normalen, Nicht-Austausch-Student*innen kommen im ersten Semester an den hiesigen Institutionen an, sprechen Französisch (als Spätfolge des französischen Kolonialismus), Arabisch (als Spätfolge der arabischen Expansion) und demnächst sicher noch viel mehr Ukrainisch als schon bisher – und müssen dann erstens Deutsch und obendrein noch zweitens Englisch lernen. Und gleichzeitig Mathe und Physik usw. Wenn das als Selektionsmaßnahme für Durchhaltevermögen und Intelligenz gedacht ist, muss ich sagen: OK, perfekt!

Umgekehrt heulen die Institutionen des tertiären Bildungssektors (der Begriff "Hochschulen" klappt dafür nicht mehr, weil er nun nur noch die Ex-FHs umfasst) über sinkende Zahlen an Student*innen. Aber wo bleiben Studiengänge oder zumindest Tutorien in anderen Sprachen als Deutsch und Englisch?

Meine Whiteboard-Software mit GPT-Übersetzungen reift so allmählich vor sich hin; demnächst mehr dazu. Derzeit betreibe ich sie lustigerweise eher als Blackboard denn als Whiteboard. (Wobei beide Bezeichnungen ja überhaupt nicht mehr gehen. Hat jemand eine bessere Idee? Gemini – für solche Fragen offensichtlich die erste Adresse – schlägt "Tafel", "Präsentationsfläche", "Beschreibbare Fläche" und "Projektionsfläche" vor, was mich alles noch nicht so wirklich vom Hocker haut.)

Und klarerweise geht es nicht nur um Sprache, sondern auch um Inhalte: Teach Indigenous knowledge alongside science. Das bringt mich auf das Problem, dass ein Großteil der sogenannten "westlichen" Mathematik kulturelle Aneignung insbesondere aus Arabien und Indien ist.

Kommentar vom 2024-02-27, 21:27

Das klingt ja fast nach einem Plädoyer für Latein. Eine bessere Idee habe ich leider nicht, aber letzte Woche vorausschauend ein entsprechendes Los in den Freiraum der Innovation der Hochschullehre geworfen - wenn es denn gezogen wird, brauche ich dann tatsächlich eine neue Idee. Aber die Seriennummer war fünfstellig, die Chance sollte gering sein.
Gruß (dg)

Kommentar vom 2024-02-27, 21:42

@dg: Latein ist ja geradezu die Wurzel des Eurozentrismus. Warum nicht einfach praxisrelevant und anwendungsorientiert die Sprache der zukünftigen Chef*innen nehmen, also 普通话? J. L.

Kommentar vom 2024-03-03, 22:54

Die Verwendung des Englischen beruht ja nicht auf seiner Bedeutung als Muttersprache, sondern als Zweit- und Verkehrssprache. Damit haben auch wir die Chance, die Sprache den Engländern zu entwenden und vollständig zu ruinieren.
https://youtube.com/watch?v=W3zXPjmXiYQ

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