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2000 Arten, wie Lehren nicht funktioniert, …

2024-07-28 21:11

… habe ich inzwischen gefunden, aber keine Art, die funktioniert – um Edison nicht zu zitieren. Hier sind ein paar solche Wege, Student*innen effektiv und effizient am Lernen zu hindern:

  1. Man stellt Videos bereit, die sich auch noch in der Nacht vor der Prüfung erstmals ansehen lassen, in 200 % Abspielgeschwindigkeit. Bonus: die Videos erklärungstechnisch so glattschleifen, dass sie den Eindruck von eleganter Leichtigkeit vermitteln. [Nachtrag: Sprezzatura]
  2. Man erlaubt eine selbstgeschriebene Formelsammlung für die Klausur und stellt Skripte und Altklausuren bereit. Bonus: bei der Klausur als Hilfsmittel auch Musterlösungen für Altklausuren erlauben.
  3. Man veranstaltet ausschließlich Übungen und nie Vorlesungen. In Übungen findet bekanntermaßen kein Lehren und damit kein Lernen statt, so dass deren Besuch überflüssig ist.
  4. Man beginnt die Veranstaltungen um 8 Uhr. Also jetzt 8 Uhr morgens.
  5. Man stellt Tafelbilder mit Übersetzungen bereit, um klar zu machen, dass sich das Erlernen der Unterrichtssprache nicht lohnt.
  6. Man führt vor, dass Claude sowieso alles viel besser kann, so dass sich die Anstrengung klarerweise nicht rechnet.
  7. Man stellt zur Leitung des Tutoriums eine weiblich gelesen werdende Person ein, so dass einer gewissen Zahl sich als männlich identifizierender Student*innen der Besuch des Tutoriums unmöglich wird.

Kommentar vom 2024-07-29, 12:22

Vielleicht doch wieder die klassische Vorlesung? ;-)
Gian-Carlo Rota on Alonzo Church: [...] It may be asked why anyone would bother to sit in a lecture which was the literal repetition of an available text. Such a question would betray an oversimplified view [Rest des langen Zitats wegen Urheberrecht gekürzt, J. L.].
Quelle: https://mathshistory.st-andrews.ac.uk/Extras/Rota_Church/
bo

Kommentar vom 2024-07-30, 23:25

Mal die Schüler gefragt? Am Anfang einer Veranstaltungsreihe und am Ende, ggfs. nach der Prüfung? :)

Kommentar vom 2024-07-30, 23:58

@Kommentator*in von 23:25: Schüler*innen kann ich nicht fragen, weil ich nur Student*innen habe. Und die, die ich fragen müsste, sind dann einfach nicht da – ein Unterschied zur Schule. Oder halt, heute keiner mehr. J. L.

Kommentar vom 2024-07-31, 10:35

"Selbstgeschriebene Formelsammlung" funktioniert bei mir ganz gut; allerdings gibt's kein Skript, das müssen die Student*innen während des Semesters selbst schreiben (ein gemeinsames für alle, online); und Altklausuren sind auch nicht im Umlauf, dazu unterrichte ich noch zu kurz.
Aber was bedeutet, dass Lehre "funktioniert" -- woran machen Sie das fest? Ergebnis der Klausur am Ende? An- bzw Abwesenheit? Leistungen während des Semesters? Oder ...?
- R. R.

Kommentar vom 2024-07-31, 10:56

@R. R.: Das Nichtfunktionieren sehe ich an den Leistungen der Zumindest-Manchmal-Anwesenden in den Veranstaltungen (Übungen bzw. Rechnerpraktikum), an den Prüfungsergebnissen (ob Klausur oder mündlich), an den vielen spontanen Abmeldungen auf den letzten Drücker vor der Prüfung und vor allem an dem Nichtkönnen in den jeweils nachfolgenden Semestern, wenn einfach nichts mehr da ist. Letzteres merke ich natürlich ebenso für die Inhalte der (klassisch durchgeführten) Lehrveranstaltungen meiner Kolleg*innen.   Abwesenheit als solche fände ich prinzipiell ok, schließlich bin ich selbst ja auch eher selten zur Uni gegangen. Konnte ich ja alles schon. ;-) J. L.

Kommentar vom 2024-08-02, 07:16

Haben Sie denn das Gefühl, dass es besser klappen sollte; früher besser geklappt hat oder wo anders besser klappt?
Und würden Sie sagen, dass sich bei ihren Studierenden durch die aufgezählten Punkte etwas verändert hat?
Herzliche Grüße
SR

Kommentar vom 2024-08-02, 10:24

@SR: Vergleich mit früher: Ganz früher war ich in Bremen in Studiengängen mit Numerus Clausus und verpflichtendem Auslandssemester; da ist das Ergebnis des Vergleichs zu meinen heutigen Veranstaltungen eindeutig, aber sehr biased. Seit vierzehn Jahren in Bielefeld ohne NC sehe ich diese Tendenzen: immer häufiger Student*innen, mit denen ich mich sprachlich nicht verständigen kann, und die dann gerade bei interaktiven Lehrformen schnell verschwinden; immer stärkere Bindung ans Smartphone, selbst wenn ich daneben stehe; immer weniger Vor- und Nachbereitung (für die meisten: null). – Ob sich durch meine Methoden etwas geändert hat: Mir fehlt der Vergleich mit einer Referenzgruppe, weil ich das seit 14 Jahren so mache. Auf jeden Fall sehe ich, dass bei Kolleg*innen mehr Student*innen anwesend sind. J. L.

Kommentar vom 2024-08-03, 09:24

Haben Sie Ideen, warum bei Kolleg*innen mehr Student*innen als bei Ihnen anwesend sind? Liegt es ggf. am Vorlesungsstoff (manche Module sind vielleicht beliebter als andere)?

Herzliche Grüße
S.

Kommentar vom 2024-08-03, 10:42

@S.: Es liegt klar nicht an Beliebtheit, sondern daran, dass ich zu viel Service biete und zu kund*innenorientiert auftrete. J. L.

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