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Die Blog-Postings sind Kommentare im Sinne von § 6 Abs. 1 MStV. Der Verfasser ist Jörn Loviscach, falls jeweils nicht anders angegeben. Die Blog-Postings könnten Kraftausdrücke, potenziell verstörende Tatsachenbehauptungen und/oder Darstellungen von Stereotypen enthalten. Die Beiträge der vergangenen Wochen werden als Bestandteil der Internet-Geschichte in ihrer ursprünglichen Form gezeigt. Menschliche Autor*innen können unzutreffende Informationen über Personen, Orte oder Fakten liefern.
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2019-07-21 10:11
Der vermeintliche gesunde Menschenverstand verbietet einem oft, das wirklich Wirksame zu tun, zum Beispiel in Form einer paradoxen Intervention. Dazu drei Ideen aus jeweils aktuellen Anlässen:
Die Straße zwischen Bielefeld und Gütersloh soll wegen Überlastung auf die doppelte Breite gebracht werden, wofür die historischen Eichen weichen müssen. (Der Rat hatte jüngst den Klimanotstand ausgerufen. So what.) Eine paradoxe Intervention könnte sein, diese Straße nicht zur Rennstrecke auszubauen, sondern zur Spielstraße.
Bei den Einführungsveranstaltungen zu Studienbeginn ist man immer betont vorsichtig, um einen butterweichen Übergang von der Schule hinzubekommen, alles easy-peasy. Die U.S. Army macht das anders: "Remember, the last easy day was yesterday!", "Basic Training starts early and with a bang", "Drill Sergeants will get in your face and give you some personal mentoring". (Das letztere Mentoring klingt für mich weniger nach einem Angebot als nach einer Drohung?)
Statt die Smartphones aus den Schulen zu verbannen, könnte man ein Pflichtfach "Soziale Medien" einführen, in dem den Kindern im kleinsten Detail alle Funktionen von WhatsApp, TikTok & Co. erklärt werden; es gibt hart benotete Klausuren über diesen Stoff; der Auftritt der Kinder auf diesen Medien wird nach einem strengen Rubrikenkatalog beurteilt. Das Thema "Smartphone" wäre damit für die Kids toter als tot.
[Nachträge zum zweiten Punkt: Bootcamps scheinen ja derzeit in der Programmierausbildung beliebt. Man könnte die Einführungswochen für die Erstsemester vielleicht als "themed event" machen: Die Wenigen, die nicht sowieso ständig im modisch-trendigen Flecktarn rumlaufen, bekommen ein Camouflage-T-Shirt mit dem Hochschullogo. Das passt zu den Zeichen der Zeit, denn die Hochschulen in NRW dürfen militärische F&E nun wieder offen betreiben.]
[Nachtrag zum dritten Punkt: Sogar ohne das Curriculum zu ändern, könnte man Schülerinnen und Schüler für ihre Arbeit in den "sozialen" Medien zunächst bezahlen, mit x Cent pro Posting, aber diese Bezahlung nach einigen Monaten wieder streichen. Wir wissen so viel über extrinsische Motivation und müssten sie nur mal produktiv anwenden!]
Kommentar vom 2019-07-21, 18:19
2 aufeinander folgende Posts zum Thema Schulssystem und Übergang ins Studium, in denen (wenn auch kritische) Verweise auf Methoden der U:S.Armee vorkommen! Das klingt nach einem drohenden Burn Out oder tiefer Frustration. :-o So what? Sie haben bereits viel Grossartiges geleistet - hunderttausenden virtuell durch die ersten Semester des universitären Mathe Labyrinths geholfen - Also: ? Um nun Yoko Ono´s (erste) Worte an John Lennon zu zitieren: "Don´t forget to breathe"
Kommentar vom 2019-07-21, 21:30
@Kommentatorin oder Kommentator von 18:19: Stefan Kühl (siehe meinen vorherigen Post) hat mich darauf gebracht; der ist schuld! ;-) Wie viele Leute da draußen mit meinen Materialien wirklich etwas gelernt haben, kann ich nicht einschätzen, nicht zuletzt, weil Selbstberichte über das Lernen notorisch unzuverlässig sind. Außerdem weiß ich nicht, wie groß die negativen Effekte da draußen sind (Prokrastination, Verstehensillusion, Nachspielen von Videos als "Referat", ...). Ich sehe dagegen sehr deutlich, wie ich vor Ort den Job erfülle, für den ich fürstlich bezahlt werde, und muss feststellen, dass meine Ergebnisse dort meiner Bezahlung beim besten Willen nicht gerecht werden.
Zur Army: Ein grundsätzliches Problem des Bildungssystems ist der Mangel an "Skin in the Game" (Taleb). Ob unsere Studentinnen und Studenten _wirklich_ etwas lernen (statt nur gute Noten zu bekommen), hat null Auswirkungen auf uns Lehrende. Im Gegenteil sieht man, dass eine große Zahl kaum etwas lernt. Eine Armee kann sich das nicht lange leisten, schon ein Bundesliga-Verein kann das nicht. Deshalb lohnt sich ein Blick auf deren Methoden.
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