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Gretchen McCulloch: Because Internet

2020-05-25 16:59

Es gibt kein Emoji für "Emoji" (S. 158) und andere lustige bis tiefschürfende Betrachtungen zu der Sprache, die wir oft als Netz-Sprache verstehen, deren Elemente aber – wie die Autorin von Because Internet belegt – oft schon lange vorher zum ersten Mal erfunden worden sind.

Das eminent wichtige Themenfeld von Druck, Macht, Hass und Gewalt schneidet sie leider kaum an, allenfalls etwa bei der Diskussion der beliebten passiv-aggressiven Punkte....... Schade....... Und etwas mehr Handlungsorientierung wäre schön gewesen....... Wie übt man am besten Druck aus? Wie beleidigt man am ätzendsten, ohne dass das justiziabel wird? (Allerdings muss man sich bekanntermaßen in Deutschland schwer anstrengen, um eine gerichtlich anerkannte Beleidigung hinzubekommen. Und, nein, das muss jetzt niemand hier in den Kommentaren ausprobieren.)

Kommentar vom 2020-05-25, 23:40

Danke für Ihren kritischen Hinweis. Der Werbetext ist für das Buch einer Linguistin wirklich grottig. "Gretchen McCulloch explores the deep forces that shape human language." Deep Forces klingt, aus der Physik kommend, einfach bescheuert, oder? :-) und Was....... Tilden bedeuten Ironie? ;-) Dann werden dergleichen mit Menschen im Netz völlig unerotisch, was im krassen Gegensatz zu Erfahrungen in physischen Kontakten des Alltags steht... Mhmmm... Endlich verstanden werden.. Nutzen Sie Tilden als Ironie-Indikator? Wenn sie das Thema sprachliche Gewalt nicht anschneidet, wie Sie schreiben, "allenfalls bei oder Diskussion der beliebten passiv-aggressiven Punkte...", dann ist das Buch doch für die Füße. Hate Speech, Konspiration und Subversion, Gewalt und die Zerstörung des Gewaltmonopols des staatlichen Souveräns, das dort propagiert wurde, ist das aktuelle Kernthema des Netzes. Und.... Warum for heavens sake! sollte man Sie beleidigen?

Kommentar vom 2020-05-26, 12:44

@Kommentator(in) von 23:40: Was aber im Buch vorkommt: Punkt statt Ausrufezeichen wirkt so wie (dies ist mein Vergleich) langsames Klatschen. Man beachte den Unterschied zwischen "Danke für Ihren kritischen Hinweis." und "Danke für Ihren kritischen Hinweis!". – Warum man mich beleidigen sollte, weiß ich auch nicht; ich weiß nur, dass Leute genau dies auf YouTube versuchen. J.L.

Kommentar vom 2020-05-26, 13:37

Vielleicht wegen Ihres Verfahrens / Ihrer Methode des (Versuchs eines) demokratischen Mathematikunterrichts? Nicht nur, dass bei Ihnen in den Videos viel über konstituierende Prinzipien der Algebra diskutiert wird, auch scheinen Sie den Anspruch zu haben, viele Studierende mit schwacher MINT-Expertise mitzunehmen auf die Reise! Die Streiter für Egalität haben immer viele Feinde.

Kommentar vom 2020-05-26, 15:19

@Kommentator(in) von 13:37: Interessanterweise scheinen die meisten Beleidigungen von Menschen zu stammen, die ich mitnehmen will. Die Wut auf das System will sich halt irgendwo entladen. J.L.

Kommentar vom 2020-05-27, 15:25

Ja, vermutlich. Klassenbewusstsein scheint ziemlich anachronistisch bei den Marginalisierten. Haben Sie eventuell einen speziellen Trigger ausfindig gemacht? "Rückkehr nach Reims" von Didier Eribon fällt mir immer wieder ein bei dem Thema, ich hab es aber noch nicht gelesen. https://books.google.de/books?id=tSjfDwAAQBAJ&pg=PT6&lpg=PT6&dq=reimns+rueckkehr+proletarisch&source=bl&ots=GNkBUpoBm4&sig=ACfU3U2sfc0gemE1IOclDrtavRvcJB5Huw&hl=en&sa=X&ved=2ahUKEwiEwvffkdTpAhUkl4sKHcgbDmEQ6AEwAXoECAAQAQ#v=onepage&q=reimns%20rueckkehr%20proletarisch&f=false

Kommentar vom 2020-05-28, 10:46

@Kommentator(in) von 05-27, 15:25 (Antwort NICHT von JL)
Wenn Sie sich weniger schwammig ausdrücken würden, könnte man Ihren Satz sogar eindeutig deuten.
Viele schöne Worte, um gut zu klingen, verderben häufig die Sicht auf das, was man eigentlich kommunizieren möchte. Ich bin an der Stelle ein Fan des Mottos "So viel wie nötig, so wenig, wie möglich". LF

Kommentar vom 2020-05-29, 20:08

Also: Es gibt viele Studierende, die aus wirtschaftlich armen Familien kommen und wenig Bildungshintergrund haben, sogenannte "Bildungsferne". Die Arbeiter heutzutage bilden keine starke Gemeinschaft mehr, die ihre Rechte verteidigen kann. (Gewerkschaftliche Organisierung, niedriger Mindestlohn & schlechte Ergebnisse der Verhandlungen von Gewerkschaften sind dafür Indizien.) Das ist schade. Auch Studierende aus diesen Familien wachsen nicht mit einem stolzen Bewusstsein, Teil einer Klasse* zu sein, auf, sondern viele schämen sich für Ihre Herkunft. Folge: Solidarität und Freude darüber, wenn ein Prof. wie JL diese Gruppe besonders fördern möchte, weil er weiß, zuhause kann niemand gut helfen bei Uni-Arbeiten. Das ist eine Hypothese. Vielleicht danken diese Studierenden es aber gar nicht so, wie man denken würde, sondern sind latent aggressiv.
*1880 schlossen sich Menschen, die mit körperlicher Arbeit ihren Lebensunterhalt verdienten zu einer sogenannten Arbeiterbewegung zusammen.

Kommentar vom 2020-06-01, 12:16

An Kommentar vom 2020-05-28, 10:46: Außerdem: In diesem Buch werden die Lebenswege von einigen Menschen aus Arbeiterfamilien, die mittlerweile als Hochschuldozent arbeiten, anhand von Interviews beschrieben. Dann wird mit verschiedenen Methoden untersucht, welche Gemeinsamkeiten es bei dem Weg geben könnte. Menschen aus einfachen Verhältnissen haben es trotz guter Leistungen viel schwerer, an der Uni in Führungspositionen zu gelangen; es gibt da unsichtbare " kulturelle" und soziale", aber auch finanzielle Barrieren. Das Buch untersucht diese. Liebe Grüße i.s.

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