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Die Blog-Postings sind Kommentare im Sinne von § 6 Abs. 1 MStV. Der Verfasser ist Jörn Loviscach, falls jeweils nicht anders angegeben. Die Blog-Postings könnten Kraftausdrücke, potenziell verstörende Tatsachenbehauptungen und/oder Darstellungen von Stereotypen enthalten. Die Beiträge der vergangenen Wochen werden als Bestandteil der Internet-Geschichte in ihrer ursprünglichen Form gezeigt. Menschliche Autor*innen können unzutreffende Informationen über Personen, Orte oder Fakten liefern.
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2023-07-21 21:39
Covid-19 war ja nicht in jedem Sinne schlecht. Zum Beispiel konnte man es als Vorwand, äh, natürliches Experiment für Studien benutzen. Das wird noch Themen für Tausende an Doktor*innenarbeiten hergeben!
Hier nun: Sorgt attraktives Aussehen für bessere Noten? Das natürliche Covid-Experiment besteht dabei in dem Unterschied zwischen Kohorten, die vor der Epidemie der*dem Professor*in im Seminarraum gegenübergesessen haben, und Kohorten, die während der Epidemie als Zoom-Kacheln aufgetaucht sind. Der Autor des Papers Student beauty and grades under in-person and remote teaching findet, äh, glaubt zu finden, dass die Noten attraktiver Studentinnen in "nicht-quantitativen" Kursen in der Covid-Zeit gelitten haben, aber attraktive Studenten weiterhin profitiert haben.
Aber ach, es wäre ja zu (pun intended) schön gewesen. Das Paper enthält keine Power-Analyse – vielleicht aus gutem Grund, denn ich ahne deren Ergebnis angesichts der Dreifach-Interaktion. Schon eine Zweifach-Interaktion ist üblicherweise katastrophal zu schätzen (was sie Euch in Statistik nicht beigebracht haben). Mit anderen Worten: Was wir hier sehen, ist höchstwahrscheinlich nur aufgehübschtes Rauschen. Das Paper erweckt für mich sowieso den Eindruck, dass da ganz schwer HARKing betrieben worden ist.
Nun gut, bis dahin ist das alles von einem Paper aus der sozialwissenschaftlichen Ecke zu erwarten und somit nicht berichtenswert. Spannender ist, ein wenig reading against the grain zu betreiben. Der Autor hat eine Schönheits-Jury Gleichaltriger (wieso nicht von Professor*innen?) gebildet, deren Juror*innen Noten von 1 bis 10 vergeben haben – mit einem Cronbachs Alpha von 0,94, will sagen: Man scheint sich über Schönheit, die ja bekanntermaßen eine bloße soziale Konstruktion ist, sehr einig zu sein. (Wobei ich gerne beforscht sehen würde, zu welchen Bewertungen bzw. Diskriminierungen Piercings, Tattoos, grüne Haare und origineller BMI führen.) Wie diese Art von Fleischbeschau und schon allein die binäre Einteilung der Gender am IRB der Uni vorbeigekommen ist, ist mir schleierhaft. Das steht leider nicht im Paper.
In der Einleitung des Papers lesen wir obendrein, dass Schönheit zu Selbstvertrauen führt und deshalb beim Bilden von Humankapital hilft. Wartet es ab: Die OECD verordnet uns demnächst ein Pflichtfach zum Schminken und Kleiden! Der stochastische Papagei ChatGPT schlägt mir dafür den Namen "Visuelle Selbstgestaltung" vor.
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