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GPT-feste Aufgaben und das Ende des MINT-Studiums

2023-12-10 21:14

Erinnert Ihr Euch noch an die Zeiten, als Covid eine Pandemie statt einer Endemie war und wir händeringend nach Google-festen Aufgaben für unbeaufsichtigte Prüfungen gesucht haben? Wie sich die Zeiten ändern! Nun suchen wir (level up) stattdessen GPT-feste Aufgaben.

Das gilt natürlich nicht nur für unbeaufsichtigte Prüfungen, sondern auch für das gerechte Testen der Kompetenzen der KI. Wenn ich mir die Beispielaufgaben des Papers GPQA: A Graduate-Level Google-Proof Q&A Benchmark auf dessen S. 4 ansehe, frage ich mich: Wenn das das kommende Niveau der KI ist, hängt sie 99,9 % der real existierenden Hochschulabsolvent*innen ab – wozu überhaupt noch irgendwas mit MINT studieren? Lieber lernen, Ölheizungen und Verbrennerautos zu warten; damit kann man sich noch ein paar Jahre über Wasser halten.

Kommentar vom 2023-12-11, 12:41

Als Student eines MINT-Fachs finde ich das sehr deprimierend.

Kommentar vom 2023-12-12, 00:39

Interpretiere ich das richtig, dass nach Ihrer Meinung die KI bald die meisten MINT-Absolventen ersetzen wird, weil sie (vielleicht) demnächst in Prüfungen besser als diese abschneiden wird? Nach meinen Informationen besteht der Berufsalltag der meisten MINT-Absolventen nicht aus dem Lösen von Prüfungsaufgaben. Und dass das, was üblicherweise geprüft wird, mit dem späteren Beruf wenig zu tun hat, haben Sie nach meiner Erinnerung selbst schon öfter gesagt. Darum kann ich diese Schlussfolgerung nicht ganz nachvollziehen. (Dass viele Menschen, die sich an den Hochschulen tummeln, lieber ein Handwerk erlernen sollten, sehe ich aber - aus anderen Gründen - auch so.)

Kommentar vom 2023-12-12, 14:16

@Kommentator*in von 00:39: Erstens wird klar, dass die KI das liefert, von dem der tertiäre Bildungssektor (wider besseres Wissen) behauptet, dass seine Absolvent*innen es könnten; das ist ein riesiges Legitimationsproblem. Zweitens wird klar, dass die KI erst recht und noch viel leichter das liefert, was im Job real benötigt wird: nie gelesen werdende Dokumente verfassen; Speichel lecken (kann ChatGPT super!); Excel-Tabellen pflegen; Daten in die Planungssoftware für PV, Windparks usw. eingeben; Kund*innen im Verkauf belabern und im Beschwerdemanagement hinhalten. Man stelle sich eine*n immer gut gelaunte*n, nie streikende*n, nie kranke*n 100-sprachige*n Video-Bot*in mit zehn (echten, old-school) Doktortiteln und Supermodel-Aussehen vor! J. L.

Kommentar vom 2023-12-13, 21:56

Abgesehen davon, dass ChatGPT immer wieder selbst Fehler einbaut oder sich so manche Dinge auch einfach ausdenkt, ist es dann doch schön, wenn man diese mit eigenem Fachwissen erkennen und verbessern kann. Nebenbei bemerkt sind die Aufgabenstellungen der Beispielaufgaben im Paper (ich kann nur von den Chemieaufgaben sprechen, weil ich mich mit den anderen Themen zu wenig auskenne) meiner Meinung nach überhaupt nicht zielführend, um in irgendeiner Weise das Verständnis abzufragen. Vor allem weil Multiple Choice unter Stress wahrscheinlich nur zum Raten anregt ...

Kommentar vom 2023-12-14, 00:20

@Kommentator*in von 21:56: Noch kennt die KI ja keinen Stress. Kommt vielleicht noch? – Fehler der KI mit eigenem Fachwissen erkennen: Ja, wir Älteren können das beim derzeitigen Stand vielleicht noch so gerade. Aber meine Student*innen sind da inzwischen chancenlos. – Und was die immer wieder vorgebrachte Hassrede gegen Multiple Choice anbelangt: Was machen die Profis bei PISA und bei den Intelligenz(!)tests? Yep, Multiple Choice. J. L.

Kommentar vom 2023-12-14, 10:30

[Bleiben Sie sachlich. Kommentar nicht veröffentlicht. J. L.]

Kommentar vom 2023-12-14, 18:52

@J.L. Kommentar von 00:20: Ich wollte Multiple Choice nicht als eine generell dumme Methode darstellen, sondern eher meine Gedanken zum Thema teilen. :)

Kommentar vom 2023-12-14, 18:56

Vielleicht ist es in Hinsicht auf dieses Thema noch mal wert, darüber nachzudenken (jetzt abseits von den KI-sicheren Aufgaben), inwieweit eine KI die Arbeit übernehmen kann, die mehr erfordert, als bloße repetitive Fleißarbeit zu leisten. Wie funktioniert der Kontakt von KI zu Kunde? Findet die KI neue komplexe Lösungen für jedes Mal neue komplexe Aufgabenstellungen und Kundenaufträge? Kann die KI ein Team leiten (oder ist ein Team in solchen Zeiten überhaupt noch nötig)? usw.

Kommentar vom 2023-12-14, 19:44

@Kommentator*in von 18:56: Ich möchte behaupten (aus dem Bauch, mangels einschlägiger Studien), dass die KI gerade bei jenen Aufgaben super ist. J. L.

Kommentar vom 2023-12-18, 08:47

Ach, warum eigentlich immer so negativ darüber empfinden, wenn der eigene Job durch eine KI ersetzt wird, selbst wenn es das eigene Studium betrifft? Es gibt doch auch Vorteile! Z.B. möglicherweise weniger Langeweile! :D
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31342514/
Dafür gab es sogar den Ig-Nobelpreis!
Mein Tipp: Lieber frühzeitig die KI als guten Kumpel sichern. Nicht dass es nachher heißt, man hätte sich in seiner/ihrer Vergangenheit der KI diskriminierend gegenüber verhalten.

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