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Mounk: The Identity Trap

2024-12-28 11:48

In den USA enden DEI-Programme und bei uns scheinen seltener bunte Flaggen vor den Supermärkten und Hochschulen zu wehen. Da könnte man meinen, dass Peak Woke schon überschritten ist, noch bevor die jeweiligen neuen Regierungen ihr Amt übernommen haben. [Nachtrag: Mark Zuckerberg kündigt Richtungswechsel bei Facebook und Instagram an.]

In dieses Bild passt, dass ich aus dem (of all places!) ÖRR von Mounks Buch erfahren musste (englisch, deutsch, hier am Rande noch ein bisschen ad hominem).

Im Wesentlichen handelt das Buch vom progressiven Separatismus, der die Gesellschaft wider besseres Wissen (strategic essentialism, S. 46 und 68 in der englischen Ausgabe) und grobschlächtig in Ethnien usw. spaltet, statt sich um spezifische Einzelschicksale zu kümmern. Es geht um die Ideen, dass niemand eine neutrale Perspektive haben könne (S. 60) und dass es Wahrheit und Verdienst nicht gebe (S. 231f).

Den Grund dafür, warum diese Gedankenwelt solche Prominenz erlangen konnte, verortet der Autor im lehrenden und verwaltenden Personal der US-Universitäten (S. 99). Falls Ihr Euch nun fragt, seit wann man denn an der Uni etwas lerne: Hier geht es um biologisch primäre Inhalte. Die klappen.

Die Ohnmacht im Großen angesichts Trump I habe dazu geführt, dass sich die Aktivisti auf interne Säuberungen in ihren Unternehmen und Institutionen fokussiert hätten (S. 113). Für das Buch zu spät drängt sich nun natürlich die Frage auf, wie das unter Trump II sein wird – und bei uns in Deutschland.

Wer welcher (ggf. intersektionalen) Gruppe zuzuordnen ist, deren kulturelle Produkte verwenden darf oder sogar für diese Gruppe sprechen darf, wirft klarerweise große logische (und logistische?) Probleme auf: Darf man als halb spanische*r Mexikaner*in den Riten der Maya folgen? Dürfen Indian Americans, die Brahmins sind, sich die Kultur der Dalits aneignen – und umgekehrt? (S. 141ff und 154f) [Nachtrag: Inventing Indigenous]

Allerdings zeigt sich in jener Argumentation ein Grundfehler des Buchs: Logik einzufordern, ist kolonialistische Denke ohne jegliche Offenheit gegenüber den unzähligen other ways of knowing.

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