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Die Blog-Postings sind Kommentare im Sinne von § 6 Abs. 1 MStV. Der Verfasser ist Jörn Loviscach, falls jeweils nicht anders angegeben. Die Blog-Postings könnten Kraftausdrücke, potenziell verstörende Tatsachenbehauptungen und/oder Darstellungen von Stereotypen enthalten. Die Beiträge der vergangenen Wochen werden als Bestandteil der Internet-Geschichte in ihrer ursprünglichen Form gezeigt. Menschliche Autor*innen können unzutreffende Informationen über Personen, Orte oder Fakten liefern.
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2025-01-25 18:57
Wir schlafwandeln uns in viele Katastrophen gleichzeitig hinein. Nicht nur, dass niemand mit mir einen Studiengang zum Umgang mit den Folgen des Klimawandels aufbauen will. Ebenso denken viel zu wenige Leute (offen) darüber nach, welche Menge an Jobs demnächst überflüssig wird und was das wirtschaftlich und politisch bedeutet.
Natürlich müssen die Chef*innen der KI-Unternehmen dick auftragen: We are now confident we know how to build AGI as we have traditionally understood it.
(Altman)
I don't think it will be a whole bunch longer than that [2027, Anm. J.L.] when AI systems are better than humans at almost everything.
(Amodei) Aber der Wettkampf zwischen den USA und China in puncto AGI/ASI und, nebenbei bemerkt, zu Mond, Mars und Kernfusion wird so viele Milliarden lockern und vor allem so viel Kampfgeist anspornen, dass etwas herauskommt. Irgendwo wird sich noch die halbe Billion für das Stargate Project finden, notfalls durch die Kürzungen im Öffentlichen Dienst.
Marc Andreessens Argument, dass KI sowieso in vielen Bereichen verboten sei (die apokryphen Heizer*innen auf der E-Lok?) und dass diese Regulierungswut dann weiter zunnehme, mag für die EU gelten. Aber erinnert Euch daran, wer bei der Inauguration auf dem Podium gesessen hat … Übrigens habe ich Gates, Huang und Nadella dort nicht entdeckt. Spannend.
Als erstes an den Kragen gehen dürfte es Sachbearbeiter*innen, Kund*innenberater*innen, Journalist*innen, Ärzt*innen, Sprach-, Mathe- und InformatikProgrammier-Lehrer*innen – und damit wohl auch meinem Job. In China läuft Unterricht sogar fast ohne Personal. Die Bill Gates dieser Welt wollen uns einreden, dass das überall so sein könne. Nicht ganz! Anders als in China bräuchte man hierzulande zu Supervisor*innen für selbstständiges Lernen umgeschultes Wachpersonal, das aufpasst, dass die Schüler*innen auch artig vor den Tablets hocken.
Im Stile von Milei oder DOGE wird überall der staatliche Sektor beschnitten werden. Die Frage ist nur, ob vor oder aber nach der Hyperinflation. Die*der Bürger*in greift dann zur KI als der einzigen verfügbaren oder zumindest deutlich günstigeren Lösung. Und die Politik follows the science und richtet sich nach windigen und deshalb hier nicht verlinkten Studien, die KI-Schulen gigantische Erfolge bescheinigen.
Was Schule und Studium angeht, ist das aber noch nicht alles. Vielmehr werden große Teile der Curricula noch obsoleter, als sie es ohnehin schon sind. Wozu deutsche Grammatik, Fremdsprachen, Mathematik, Programmieren pauken, wenn nur sehr wenige Menschen das besser als die KI beherrschen werden – und das allenfalls nach langem Studium? Von Biologie, Geographie und Philosophie will ich gar nicht erst anfangen. Und an den Unis braucht man schon jetzt keine Professuren oder, genauer gesagt, WiMis und Post-Docs mehr, um die in den Zielvereinbarungen festgelegten Zahlen an Papern zu produzieren.
Tja, werdet Ihr sagen, das Bildungssystem muss sich eben auf die Future Skills
fokussieren. Nein, antworte ich darauf, denn das, was an denen spannend ist, steckt seit Tausenden von Jahren in unseren Genen. OK, der Rest der Future Skills
hilft immerhin, Bücher, Beratungen, Fortbildungen und Zertifizierungen zu verkaufen. Aber auf dem Arbeitsmarkt nützt auf Dauer nichts, was die Maschine besser kann.
Ich hatte jüngst vorgeschlagen, auf Dachdecker*in oder Anlagenmechaniker*in für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik umzuschulen. Aber inzwischen bin ich mir da nicht mehr so sicher, denn wie sollen die Hausbesitzer*innen das Handwerk bezahlen, wenn ihr Gehalt oder ihre Mieteinnahmen das nicht hergeben?
Wo wir am Mikroplastik verblöden oder auch nicht, ist es vielleicht auf lange Sicht sogar hilfreich, wenn die KI die Jobs übernimmt. Und der Chairman+CEO der*des (mindestens bis 2020) Arbeitgeber*in des absehbaren Bundeskanzlers hat im vergangenen April geäußert, dass das Schrumpfen der Bevölkerung in Verbindung mit einer xenophoben Immigrationspolitik den Fortschritt von KI & Co. beschleunige.
[Nachtrag 1: AGI could drive wages below subsistence level]
[Nachtrag 2: China kontert mit der Aussicht auf eine Billion Yuan. 1万亿元!提供专项综合金融支持 助力人工智能产业链发展]
[Nachtrag 3: Leaders report that instead of hiring a recent graduate, they would rather hire a freelancer (45%), recruit a retired former employee (45%), have a robot/AI do their job (37%), or leave the position unfilled (30%).
(eine Studie unbekannter Belastbarkeit)]
Kommentar vom 2025-01-25, 19:53
[2027, Anm. J.L.]
? wo ist die Anm. ?
Kommentar vom 2025-01-25, 20:00
@Kommentator*in von 19:53: Die Jahreszahl 2027
ist die Anmerkung. J. L.
Kommentar vom 2025-01-25, 20:31
Die Utopie des britischen Ökonomen John Maynard Keynes, die Menschen müssten dank des technischen Fortschritts in 100 Jahren – also heutzutage – nur 15 Stunden pro Woche arbeiten, um ihren Lebensstandard zu halten, hat sich nicht erfüllt. Zum Beispiel die Globalisierung und das internationale Finanzsystem konnte er nicht voraussehen. Sein Gedanke hat aber Charme und entbehrt nicht einer gewissen Plausibilität. Könnte Marx wieder modern werden und sogar eine Renaissance der Planwirtschaft einleiten – KI-gestützt? (fm)
Kommentar vom 2025-01-25, 21:00
@fm: Die KIs von Amazon und Temu wissen ja, was wir kaufen wollen sollen, und könnten vollautomatisch die Produktion im 山寨 anlaufen lassen. Postmoderne private Planwirtschaft, besser als jedes staatliche Project Cybersyn. Aber nein, Planwirtschaft endet in Tränen, das hat sogar die Partei in China schon vor langen Jahren erkannt. J. L.
Kommentar vom 2025-01-26, 10:50
Warum enden die Errungenschaften der Menschheit immer wieder in Katastrophen?
Vielleicht ist es gar nicht so schlecht, wenn die KI demnächst das Ruder übernimmt, wenn wir einfach zu blöd dafür sind. Quasi als Vormund der Menschheit. Dann müssen wir uns vor den Außerirdischen auch nicht mehr für so manch merkwürdiges Staatsoberhaupt schämen. Wenn es Konsens ist, dass jedes Wesen mit Intelligenz ein „glückliches“ Leben führen darf, bin ich voll dabei!
Kommentar vom 2025-01-26, 11:16
Zum vorherigen Kommentar ein Fazit von GPT, nachdem mich der Post bewegt hat, mal etwas expliziter nachzufragen:
Ein rein logischer Grund für eine Coexistenz wäre nur gegeben, wenn die Menschheit entweder direkt oder indirekt einen Nutzen für die KI hätte. Wenn dieser Nutzen jedoch nicht mehr vorhanden ist oder die KI zu dem Schluss kommt, dass die Menschheit eine Gefahr oder Last darstellt, könnte sie rationale Argumente gegen eine Coexistenz entwickeln. Alles hängt also davon ab, welche Ziele die KI verfolgt – und ob diese Ziele mit der Existenz der Menschheit kompatibel sind.
Ich bin ein wenig erstaunt, wie gnadenlos ehrlich hier geantwortet wurde.
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