Home | Lehre | Videos | Texte | Vorträge | Software | Person | Impressum, Datenschutzerklärung | Blog RSS

Die Blog-Postings sind Kommentare im Sinne von § 6 Abs. 1 MStV. Der Verfasser ist Jörn Loviscach, falls jeweils nicht anders angegeben. Die Blog-Postings könnten Kraftausdrücke, potenziell verstörende Tatsachenbehauptungen und/oder Darstellungen von Stereotypen enthalten. Die Beiträge der vergangenen Wochen werden als Bestandteil der Internet-Geschichte in ihrer ursprünglichen Form gezeigt. Menschliche Autor*innen können unzutreffende Informationen über Personen, Orte oder Fakten liefern.

vorheriger | Gesamtliste | jüngste | nächster

Vibe Coding im Studium

2025-03-22 19:56

Ja, macht Euch ruhig lustig über die Folgen, aber die ätherischen Schwingungen des Code zu spüren und seine Erzeugung und das Verständnis davon der KI zu überlassen, grassiert in den studentischen Arbeiten, die mir dieser Tage eingereicht werden. Was ist der Sinn vom if in Zeile 123? Was bedeutet das with in Zeile 234? Warum ein Dictionary und nicht eine Liste? – Als Prüfer*in sollte man so etwas lieber nicht fragen.

Vibe Coding ist eines der heißesten Buzzwords ever. Schon allein, weil: YOLO! Das Leben ist zu kurz, um Code verstehen zu wollen.

Belassen wir es also lieber beim spekulativem Coden, das uns in die geheimnisvollen Tiefen jener algorithmischen Schicksalsfäden führt, die in den kryptisch-verklausulierten Zeilen obskuren Programmcodes verborgen liegen. Denn diese Skripte wirken wie digitale Runen – Relikte einer höheren Entwickler*innenzivilisation – die in einer Sprache geschrieben sind, welche aus den dunklen Serverkammern jenseitiger Realitäten herabsteigt, um dem erleuchteten Debuggergeist Einblicke in vergangene Software-Inkarnationen und die metaphysische Logik fehlerhafter Schleifen zu gewähren. Vielleicht sind diese magischen Code-Fragmente ja eine subtile Brücke zwischen Frontend und Backend – zwischen Diesseits und Cloud –, in der sich alte Exceptions mit dem Schicksal uninitialisierter Variablen verweben, um uns die erhabene Ahnung einer göttlichen Architektur spüren zu lassen. (Vibe-written von ChatGPT-4.5 und -4o)

Überhaupt Vibe Writing! Es ergibt so viel Sinn und macht so-ho-ho viel Spaß, Projektberichte und Abschlussarbeiten nachzusehen, die aus der KI stammen. Ich sollte meine Anmerkungen einfach nicht an die*den Student*in schicken, sondern direkt ins Silicon Valley. Und Sam Altman droht schon mit der nächsten Generation Schreib-KI.

Dieser Tage habe ich diesbezüglich eine neue Spielart des Dunning-Kruger-Effekts erlebt: Man lehnt vehement KI ab und schreibt stattdessen lieber selbst einen schlecht strukturierten und schlecht recherchierten Text voller Fehler in Grammatik und Typographie. Based! (Oder sagt man nun stabil? Bin da nicht so auf dem Laufenden.) Meinen Student*innen passiert so etwas auf jeden Fall nicht. Die kennen ihre Nicht-Kompetenzen genau: Meta-Kompetenz!

Vor langen Jahren hatten mir Studenten (m) ein Shirt mit dem Spruch geschenkt: The best programming language is a graduate student. (Stammt dieser Spruch von Alan Kay? Die KI findet gerade keinen Beleg.) Inzwischen: The hottest new programming language is English. (Andrej Karpathy) Wobei man dazu vernünftige Gedanken in vernüftigem Englisch ausdrücken können müsste oder zumindest in irgendeiner anderen der 100 Sprachen, die die KI versteht.

Was das alles für das Wirtschaftsleben im Allgemeinen sowie für meine Student*innen und damit auch für mich im Speziellen bedeutet, kann ich überhaupt nicht absehen. Die bisherigen Jobs, bei denen man – mit einem halben Verständnis von Python und C, Mathe, Physik, Elektrotechnik, Windturbinen, Stromhandel – vor Excel oder PV*SOL bzw. windPRO sitzt und was eintippt, könnte es nicht mehr lange geben.

Vibe Coding, Vibe Writing – und natürlich Vibe Imaging: Das Aufmacherbild ist mit Midjourney erst ohne Schlangen erzeugt, denn Midjourney bockt bei ungewöhnlichen Bildmotiven; die Schlangen habe ich dann Grok hinzufügen lassen, mit dessen neuer Editierfunktion; am Ende hat Midjourney alles nochmal schön gemacht. Und, wo ich schon dabei bin, hier noch ein paar erste Experimente mit Gemini 2.0 Flash (Image Generation) Experimental, alle vom selben Portraitfoto startend: Schwimmreifen, Hawaii, Rückansicht, Expedition, auf der Flucht. Früher bei c’t hatte ich noch lange Stunden die Pixel von Titel- und Aufmacherbildern hin und her schieben müssen …

Als Nächstes: Vibe Grading!

[Nachtrag: Ich hätte sofort erwähnen sollen, dass man mit SPSS in Psychologie, Medizin, Soziologie und Bildungswissenschaften schon erstens seit langen Jahren und zweitens mit durchschlagendem Erfolg Vibe Statistics macht.]

Kommentar vom 2025-03-22, 21:36

Eigentlich ist das doch nur der nächste Schritt: Früher hat man in Maschinensprache programmiert, danach in Hochsprachen, dann kamen mächtige Bibliotheken und jetzt eben Vibe Coding. Jedesmal kam dabei die (durchaus berechtigte) Kritik, dass die Leute gar nicht mehr verstehen, was dabei im Hintergrund passiert und wie das alles funktioniert. Hat sich aber trotzdem alles durchgesetzt.

Technikfolgenabschätzung: Dabei muss ich immer an Science Fiction denken, die von der Realität eingeholt wurde. Etwa wenn auf dem Raumschiff der 1. Offizier dem Kapitän die Berichte der Mannschaft bringt - in Form von 3 Tablets. Weil man sich halt flache Bildschirme und Computer vorstellen konnte, aber Computernetze relativ neu waren und es noch keine Funknetze im heutigen Sinne gab. Wahrscheinlich sind unsere aktuellen Vorhersagen ähnlich präzise.

M.K.

Kommentar vom 2025-03-22, 22:51

@M.K.: Nur sind die Hochsprachen und die (meisten) Bibliotheken so designt, dass es nicht allzu gefährlich wird, wenn man nicht versteht, was hinter den Kulissen passiert, sondern nur ein vereinfachtes mentales Modell hat. (Schon das for in Python ist da ein tolles Beispiel.) Beim Vibe Coding fehlt es sowohl an diesem Designprinzip als auch an dem mentalen Modell. ‐ Und ja, wir können uns vieles schlichtweg nicht vorstellen. Wie wäre es, wenn die Drohnen sich nicht mehr opfern wollen? Und wie wärs mit dem (aktiven und passiven) Wahlrecht für KI-Instanzen? Oder umgekehrt: Was wäre, wenn das LG Hamburg doch irgendwann noch den ganzen Spuk verbietet? J. L.

Kommentar vom 2025-03-23, 11:24

"Früher hat man in Maschinensprache programmiert, danach in Hochsprachen, dann kamen mächtige Bibliotheken und jetzt eben Vibe Coding."

In den ersten drei Schritten hat man immer die Frage:
"Was ist der Sinn vom if in Zeile 123? "
beantworten können, was dazu führte, dass drei Monate später jemand Zeile 123 eventuell reparieren oder anpassen konnte. Keine Menge an Englisch wird im Vibe Coding für das Debugging einer leichten Abweichung ausreichen, so dass am Ende nur Zeile 123 gefixt wird.

Heute sind ggf. Compilerausgaben nicht mehr reproduzierbar, was in Sicherheitsbereichen problematisch ist. Der Vibe-Code ist es schon von Beginn nicht. Das funktioniert nur für Fire-Forget-Code. Schöne neue Apps halt.

Kommentar vom 2025-03-23, 12:58

Ich empfinde auf diese Weise geführte Debatten um KI-Systeme immer wieder als sehr anstrengend; nicht ihres Inhalts wegen, sondern wegen des fatalistischen oder resignativen Sentiments, das daraus spricht - "Um <beliebige Divinität einsetzen> Willen, wir werden alle sterben". Ja, werden wir und zwar ausnahmslos alle, irgendwann, aber nicht alle heute oder zumindest nicht an "KI".

Was man sich wünschen könnte: Eine gehaltvolle Auseinandersetzung mit dem Thema, getragen von Zuversicht, nicht einzig von zu großer Vorsicht.

Wenn meine Instruktion beispielsweise diese ist: Übersetze Screen-X aus Kotlin oder Java (interessant wäre mal Assembler oder aus Speicherbereichen mit Frida ausgelesen - mache ich vielleicht mal) nach Swift. Wenn das gut funktioniert, dann ist es mir tatsächlich nicht in erster Linie wichtig, dass ich dabei jeden Bibliotheksaufruf oder jede Kontrollstruktur verstehe, die dabei erzeugt wird.

Nichts ist garantiert sicher, und nicht mal dafür gibt es eine Garantie.

Kommentar vom 2025-03-23, 13:24

@Kommentator*in von 12:58: Das ist haargenau die Einstellung, die (nicht nur) mir Angst macht. – Und was das Sterben angeht: Nein, nicht an KI werden wir sterben, aber zum Beispiel an der Fähigkeit zur finalen Zielbekämpfung (danke an GPT für den Euphemismus!) einer mit Hilfe von (man beachte die Ironie!) YOLO11 gelenkten Drohne. J. L.

Kommentar vom 2025-03-23, 13:46

Einen solchen Zusammenhang sehe ich eher nicht. Es sind ja nicht Zeitressourcen-bewusste Studenten, die Drohnen programmieren.

Was das Informatikstudium angeht, so darf man in der Tat die Frage stellen, ob wo etwas wie Wasserfallmodelle tatsächlich noch inhaltlich vorkommen darf.

Was Sicherheitstechnik oder Wehrtechnik angeht, so muss man davon ausgehen, dass diese mit Sicherheit getestet wird.

Ich glaube, das alles berührt letztlich die Frage: Kann KI Bewusstseinsstufen erlangen. Denn dieses wäre ja die Voraussetzung für das skizzierte Szenario? Oder sind hier tatsächlich einfach nur Coding-Fehler gemeint?

Kommentar vom 2025-03-23, 13:59

@J. L.
Vibe Coding: Ich frage mich an der Stelle, ob man das mentale Modell nicht durch eine Checkliste/Aufgabenliste ersetzen kann. Die im nächsten Schritt dann natürlich auch die KI kennt. Es gibt ja auch schon lange Design Patterns. Das Ganze nur für Vibe Coding angepasst, also z.B. dass es vollständiges Errorhandling geben muss, dass verschlüsselte Passwörter verwendet werden, ...

Zukunft: Ich meine eher sowas: Kleine Kinder fragen nicht mehr ihre Eltern, sondern die KI, weil sie schnell gemerkt haben, dass die KI von den vielen Fragen nicht genervt ist. Wenn sich Kinder streiten, dann hat die KI - im Gegensatz zu den Eltern - zugesehen und weiß, was wirklich passiert ist.
M.K.

Kommentar vom 2025-03-23, 14:47

Meanwhile an der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg:
"Neue Programmiermethode für Einsteigende – Erfolgreiche Einführung im Bachelor Medinzintechnik"
https://www.forschungscampus-stimulate.de/News_Presse/2025/KW12_Neue+Programmiermethode.html
-> "Die von Prof. Rose entwickelte Methode setzt auf eine vereinfachte Programmierung mit einem kleinen Befehlssatz in deutscher Sprache mit klaren, leicht verständlichen und sehr logischen Befehlen." (M.M.)
PS: Warum hat der flüchtende (oder flüchtige?) J.L. keinen Bart mehr. Das ist doch unlogisch!

Kommentar vom 2025-03-23, 15:08

@Kommentator von 11:24:
Stimmt. Es nutzt nichts, wenn die KI den Code erklären kann, wenn der Anwender nicht programmieren kann. Er versteht ja dann die Erklärung nicht.

Ich sehe Vibe Coding auch nicht als 100% Ersatz. Es ist eher so eine Art Template-/Baukastenprogrammierung, aber deutlich leistungsfähiger. Mit der Zeit wird sich herauskristallisieren, wofür man es verwenden kann und wofür nicht. Blick in die Glaskugel: Das wird mehr sein, als sich das viele jetzt vorstellen.

M.K.

Kommentar vom 2025-03-23, 17:34

"dann ist es mir tatsächlich nicht in erster Linie wichtig, dass ich dabei jeden Bibliotheksaufruf oder jede Kontrollstruktur verstehe, die dabei erzeugt wird."

Dann ist der übersetzte Code im Zweifelsfall aber sicherheitsanfällig bis, wie oben erwähnt, nicht reproduzierbar. Für Privatprojekte oder eine kurzlebige App ist ein "ChatGPT, 'crosscompilier' mir das" super. Auf Industrieniveau von kleiner Firma bis Siemens möchte man Standards/Reproduzierbarkeit: ISO 9001 toleriert eher nicht 'und hier wissen wir nicht ganz genau, was beim Prozess herauskommt'.

LLMs bieten auch gern Code mit weiteren Abhängigkeiten an, aber die Lizenzbedingungen kann man sicher auch mit LLM auflösen, weil man nicht jede Bibliothek verstehen muss. Eben genau so wie es unglaublich fleißige Juniordeveloper schon immer gemacht haben.

Kommentar vom 2025-03-23, 19:07

@Kommentator*in von 13:46: Es sind ja nicht Zeitressourcen-bewusste Studenten, die Drohnen programmieren. Na ja, es sind Leute, die irgendwo in Iran oder China Drohnen entwickeln, und Leute in Startups, die in Windeseile einen Drohnenwall für die Ostgrenze aufbauen wollen, und es sind Leute, die vor Cherson im Schützengraben liegend schnell noch Anpassungen machen. – Was Sicherheitstechnik oder Wehrtechnik angeht, so muss man davon ausgehen, dass diese mit Sicherheit getestet wird. Diesen Satz darf ich als Sarkasmus lesen, oder? Getestet werden muss an der Front, erstens, weil keine Zeit, zweitens, weil man nicht weiß, auf was die Gegenpartei kommt. – Bewusstsein hat für mich nur was mit den oben erwähnten KI-Streik und KI-Wahlrecht zu tun, nicht mit den Fehlern. J. L.

Kommentar vom 2025-03-23, 19:15

@M.K. von 13:59: [D]as mentale Modell nicht durch eine Checkliste/Aufgabenliste ersetzen Woher kommt die Checkliste? Das erinnert mich an das grundlegende Problem beweisbar korrekter Programme: Die mögen zwar die Anforderungen mathematisch perfekt erfüllen, aber niemand kann sagen, ob die (sich auf die reale Welt beziehenden!) Anforderungen stimmen. Und ein grundsätzliches Problem, falls die KI sich selbst überwachen soll: Nach bisheriger breiter Meinung verspürt KI kein Leid. Aber wer nicht unter ihren*seinen Entscheidungen leiden kann, sollte keinesfalls Verantwortung tragen (wieder mal: skin in the game), auch wenn das in der Politik weitgehend abgeschafft ist. J. L.

Kommentar vom 2025-03-23, 21:34

@J.L.
Die Checkliste kommt von den Menschen und entwickelt sich im Laufe der Zeit aus den Fehlern, die aufgetreten sind. So wie ich jetzt schon weiß, dass der KI-Code oft ohne Errorhandling daher kommt. Die KI macht das aber auf Nachfrage rein. Das führt natürlich zum nächsten Problem, ob sie denn alle Stellen gefunden hat?

Letztendlich geht es eigentlich darum, dass man Erfahrung in Listen packt. Das ist prinzipiell nichts Neues. Man versucht ja oft, gesunden Menschenverstand oder best Practices in Prozesse und Verordnungen zu stecken.

Verantwortung: Das versucht man auch schon länger ganz allgemein abzuschaffen, denn Verantwortung kostet Geld durch höhere Löhne. Deswegen sind z.B. die Reinigungskräfte nicht mehr allgemein dafür zuständig, dass es sauber ist, sondern da wird genau vorgeschrieben, was wie oft geputzt wird und wie oft Staub gesaugt wird usw. Das war früher anders.
M.K.

Kommentar vom 2025-03-24, 21:57

Bei uns gab es in einem zweiwöchigen Projektseminar letztens folgende Begebenheit, die das Mantra das "Vibe Programming" sicher gut beschreibt:
Ein ukrainischer Student schreibt mir kurz vor den Abschlusspräsentationen, dass sich sein Roboter nicht mehr in MATLAB verbinden lässt und eine ukrainische Fehlermeldung auf der Kommandozeile erscheint. Nach einigem Hin und Her lasse ich mir ungläubig ein Bildschirmfoto und den Quelltext schicken. Dort findet sich eine Try-Catch-Konstruktion, die nichts anderes macht, als die sinnvolle, aussagekräftige Fehlermeldung zu unterdrücken und durch ein generisches "Robot nje rabotajet" zu ersetzen. Der Verbindungsfehler wurde übrigens ganz simpel durch die fehlende Einbindung einer Bibliothek verursacht, aber das hat der Student nicht verstehen bzw. nachvollziehen können. (M.M.)

Kommentar vom 2025-03-25, 09:14

@M.M. In diesem Fall könnte man sich aber tatsächlich vorstellen, dass der Weg in die Rüstungsindustrie nicht der erste sein wird, sicher, sollten Kenntnisse auf diesem Niveau ruhen, nicht einmal eine Qualifikation erreicht wird.

@J.L. Doch, die Sicherheitstests sind wirklich ernst gemeint. Auch wenn mit der heißen Nadel gestrickt wird (vergleichsweise Biontech seinerzeit), wird man derart drastischen Unfug, wie in Kommentar vom 2025-03-24, 21:57 beschrieben doch (hoffentlich) herausfiltern können, zumindest muss nicht gleich alles das sprichwörtliche Gewässer heruntergehen.

Noch kurz zum Erziehungsberechtigtenersatz: Ich denke, es gibt schlechtere Eltern, als ChatGPT es jemals sein könnte.

Leider entstehen gerade Assoziationen eines gewissen Gert Postel oder Dr. Google im Hinterkopf, welche das Bild abrunden, auch was Sicherheitstest oder Qualifikationshürden angeht. Aber irgendwas ist ja immer :) und, wie der Kölner sagt: Et hätt' no immer joot jejange.

Kommentar vom 2025-03-25, 10:33

@Kommentator*in von 09:14: Der Kölsche Spruch ist für die Erkennenden und Wissenden eine klare Logical Fallacy, nämlich Survivorship Bias (basierend auf dem persönlichen Überleben). – Ernst gemeinte Sicherheitstests?! Bitte nochmal drüber nachdenken. J. L.

Kommentar vom 2025-03-25, 12:03

[Wegen Beleidigung nicht veröffentlicht. J. L.]

Kommentar vom 2025-03-25, 13:21

1. Den Kölschen Spruch kann man auch deuten als einen Aufruf zu weniger Fatalismus oder Resignation.
2. Die IT-Spezialisten und Ingenieure im Beitrag "nachdenken" gehen genau mir der Haltung an die Sache heran, die man unter Zuversicht verstehen kann: Anpacken und machen, nicht Kopf in den Sand stecken und verzagen.
3. Es scheint, der Verfasser fasst lediglich einen oder sogar nur den wissenschaftlichen Beleg als ausreichendes Sicherheitskritierum auf und dieser ließe sich nur von den "Erkennenden und Wissenden" erbringen. Frage dazu: "Is Justified True Belief Knowledge?" (Gettier). Antwort darauf: Wie genau hätten Sie es denn gern?

Wenn die "Wissenden" keinen adäquaten Begriff von Wissen konstituieren können, aus welchem Grund behaupten diese dann, sie seien die einzig Wissenden?

Kommentar vom 2025-03-25, 20:57

@Kommentator*in von 13:21:

Zu 1: Das ist die Innensicht. Survivorship Bias ist die Außensicht.

Zu 2: Das Thema da war das der Tests. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand in der dort beschriebenen Lage großartig testet (außer im realen Einsatz). – Das ganz andere Thema Anpacken und Machen: Auch ich bleibt nicht einfach im Bett liegen. Aber purer Aktionismus hilft nicht. Eine realistische Einschätzung der Lage (Klima, Krieg, Wirtschaft, Bildung, …) kann leicht als Resignation missverstanden werden.

Zu 3: Natürlich kann man aus falschen Gründen das Richtige machen. Aber was wäre eine belastbare Alternative zur Wissenschaftlichkeit klassisch-westlicher Art? Gerade, wenn es um das Gewinnen von Kriegen durch Technik geht, scheint der Wissenschaftlichkeit bisher kein anderes Konzept überlegen zu sein. (Das kann man jetzt diskriminierend finden; die Welt ist nicht moralisch.)

Zum letzten Satz: Ich weiß nicht, wie es weitergehen kann. Aber was Wissen ist, weiß ich schon.

Kommentar vom 2025-03-27, 12:30

@Kommentator vom 2025-03-25, 20:57

Zu 1: Natürlich ist es nicht immer in jedem Einzelnen gut ausgegangen. Diese Behauptung wäre ja die Voraussetzung eines "Bias", also die Auswahl nur gelungener Fälle.

Zu 2: Ja Tests, dennoch: Wie genau (exakt) hätten's denn gern? "Aktionismus" in diesem Fall finde ich unangemessen, wegen einer Notsituation, der schnellstens begegnet werden muss. Ingenieurmäßiges Handeln, könnte, fallbezogen, ohne Studie angemessen sein. "Aktionismus" in Bezug auf neuerliche Hypes, von mir aus.

Zu 3: Nicht Wissenschaftlichkeit soll der Status abgesprochen, sondern Angemessenheit (in dieser Notsituation) ein Platz eingeräumt werden. Das muss kein Gegensatz sein.

Eben(!). Trotz, dass niemand wirklich "weiß", wie es weitergehen kann, besteht akuter Handlungsdruck. Nichts tun (keine Unterstellung), kann nicht richtig sein. Es muss halt mal mit der heißen Nadel gestrickt werden, bevor diese erkaltet ist. Oder Pareto: 80% erreicht mit 20% Zeitaufwand.

Neuer Kommentar

0 Zeichen von maximal 1000

Ich bin die*der alleinige Autor*in dieses Kommentars und räume dem Betreiber dieser Website das unentgeltliche, nichtausschließliche, räumlich und zeitlich unbegrenzte Recht ein, diesen Kommentar auf dieser Webseite samt Angabe von Datum und Uhrzeit zu veröffentlichen. Dieser Kommentar entspricht geltendem Recht, insbesondere in Bezug auf Urheberrecht, Datenschutzrecht, Markenrecht und Persönlichkeitsrecht. Wenn der Kommentar mit einer Urheberbezeichnung (zum Beispiel meinem Namen) versehen werden soll, habe ich auch diese in das Kommentar-Textfeld eingegeben. Ich bin damit einverstanden, dass der Betreiber der Webseite Kommentare zur Veröffentlichung auswählt und sinngemäß oder zur Wahrung von Rechten Dritter kürzt.