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Nachhaltigkeitspropaganda und Aufmerksamkeitsspanne

2024-01-03 20:29

Mal wieder eine schwache soziologische Studie (Tschuldigung für den Pleonasmus!), diesmal vom Umweltbundesamt verbreitet (und von unseren Steuern beauftragt?): Jugend und Konsum II: Kommunikationsformate für nachhaltigen Konsum, verfasst von Mitarbeiter*innen (Jobtitel wie "Finanzen", "Kampagnen", "Konzeption") einer einschlägigen Agentur.

Das mit der "erfolgreichen Kommunikation von Nachhaltigkeitsinformationen" (S. 11) liest sich so unschuldig. Es geht ja nicht nur um Kommunikation, es geht um die Steuerung von Verhalten. Man könnte es auch als Agitprop verstehen, zumal die dann diskutierten medialen Kanäle TikTok und Instagram kaum etwas Tiefgründigeres als Agitprop zulassen dürften.

Dann der gängige methodische Fehler von Wunschkonzert und Echokammer: "So wünschen sich die Jugendlichen, dass Tipps in Bezug auf nachhaltigen Konsum […]. Zudem sollten die [...]." Wir kennen das vom E-Learning: Wenn man die Student*innen fragt, wollen sie Skripte, Videos, Tests, Tutorien, Chatbots und whatever. Aber nutzen sie die dann auch? (rhetorische Frage) Immerhin: "Vertrauenswürdigkeit spielt für die Jugendlichen ebenfalls eine gewisse Rolle. So legen sie etwa Wert auf die Angabe von Quellen. Wenn zusätzlich Kontaktdaten angegeben werden, erhöht das die Glaubwürdigkeit. In der analytischen Bewertung bestätigt sich dieses Ergebnis jedoch nicht: Hier waren die beliebtesten Beiträge jeglicher Medien meist diejenigen ohne verlinkte oder erwähnte Quellen." (S. 44)

Wie üblich, weil so einfach, haben die Autor*innen ganze 20 Jugendliche nur (telefonisch) befragt, dabei konkret zu jeweils zwei Beiträgen (S. 100), aber nicht ihr tatsächliches Verhalten beobachtet. So hätte ich gerne von den "nachhaltigkeitsinvolvierten Jugendlichen" gewusst, ob sie eher auf den Malediven oder aber in den USA Urlaub machen und mit welchem Typ Auto sie zum konfessionell gebundenen Gymnasium bzw. zur Waldorfschule gebracht bzw. von dort abgeholt werden.

Könnten wir uns mal darauf verständigen, dass die Bezeichnung "hoher Bildungsstatus" (S. 37) diskriminierend ist?

"Jugendliche und Expert*innen sehen TikTok als potenziell ersten Berührungspunkt […]. In den erfolgreichsten TikTok-Beiträgen wird Musik gespielt. Die ideale Länge für Beiträge liegt durchschnittlich bei 22 Sekunden." (S. 53) Wie kann man das schreiben, ohne einen massiven Cringe-Anfall zu erleiden?

Es stimmt, alle haben schon immer über die Jugend geschimpft – schon allein der von den ja immer hyperkorrekt zitierenden und nie halluzinierenden deutschen Philolog*innen gerne bemühte Fake-Sokrates. Und alle, wirklich alle hatten recht, denn wo sind heute die sumerischen, babylonischen, griechischen, römischen Reiche?

Damit das niemand falsch versteht: Wir, die Alten, sind schuld. Die Kids können nichts dafür.

Kommentar vom 2024-01-04, 19:16

TikTok führt absichtlich zur Verblödung und gehört zur hybriden Kriegsführung Chinas. Während Chinas Diktatur TikTok-Nutzung bei den eigenen Jugendlichen auf 40 Minuten am Tag limitiert, steht TikTok den Jugendlichen in freien Demokratien unbegrenzt "frei" zur Verfügung und richtet dementsprechend Schaden an. Damit ist der Beweis erbracht: "Freie" Demokratien können sich nicht schützen. Im Gegenteil: Im Sinne der "Medienkompetenz" glaubt man hierzulande auch noch, TikTok nutzen zu müssen, um Jugendliche zu erreichen.
Siehe: Cognitive Warfare: The Forgotten War with Tanguy Struye de Swielande

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