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Talent is a myth. Oder so.

2024-01-20 19:59

Eine frisch erschienene Übersicht bisheriger Forschungsarbeiten dekliniert etwa ein Dutzend Aspekte von "genauer hinhören" über "schneller Sprachen lernen" bis "sozial-emotional funktionieren" dazu durch, ob sich Musikunterricht lohnt. "Lohnt" im Sinne von Humankapital: Music Training and Nonmusical Abilities.

Man ahnt schon, was rauskommt: Nix. Dort, wo angesichts der methodisch eklatant schwachen Studien überhaupt ein Zusammenhang messbar ist, ist die Kausalität unklar und wahrscheinlich sogar anders herum als beworben: "[H]igh-functioning individuals appear to do well in school and to take music lessons, and their intellectual advantages may grow larger over time." (S. 108) Außerdem ist der Begriff "Musikunterricht" extrem breit [Nachtrag: Und das, obwohl der Musikunterricht hochgradig kolonialisiert ist – oder habt Ihr über 宮, 商, 角, 徴, 羽 ebenso viel gehört wie über ionisch, dorisch, phrygisch usw.?]; und es stellt sich die Frage, ob andere Interventionen nicht effektiver/effizienter sein könnten.

Augenscheinlich darf man dies heute noch schreiben: "Findings from behavioral and molecular genetics […] ensured that the view of musical achievement as an equal-opportunity employer—obtained by anyone who practices hard enough—fell by the wayside." (S. 91)

Insgesamt fühle ich mich an das Latein meiner Zeiten erinnert. Behauptet eigentlich heute noch wer (außer Philolog*innen, klar), dass man Latein lernen müsse, um besser denken zu lernen und besser romanische Sprachen zu lernen?

Und jetzt das Ganze bitte mal für Mathe und für Informatik (oder was man so "Informatik" nennt) durchdeklinieren.

Querverweis: mein Buchkapitel Bin ich das? – Die Persönlichkeit und das Lernen offline sowie online.

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