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MOOC-Pflicht für BAföG

2020-03-14 21:52

Der wenig überraschende Teil der Nachricht gestern war, dass BAföG bei Corona-bedingtem Ausfall weitergezahlt wird. (Warum muss man diesen Umstand betonen? Wäre irgendetwas anderes politisch vermittelbar?) Aber die viel interessantere Botschaft stand etwas weiter hinten: "Sobald an Ausbildungsstätten Online-Lehrangebote zur Verfügung stehen, um den Lehrbetrieb aufrechtzuerhalten, ist die Teilnahme an diesen Online-Lehrangeboten im Sinne der Förderungsvoraussetzungen verpflichtend." Wenn das so gemeint ist, wie es dasteht, gibt es damit eine Anwesenheitspflicht für MOOCs & Co. Das ist ein Novum!

Den Erlass dazu kann ich allerdings im Netz nicht finden. Mir scheint, die Erlasse zum BAföG sind unter Verschluss.

Kommentar vom 2020-03-15, 17:43

Faszinierend. Danke für die Zusammenfassung. Sicher zieht das hübsche Probleme mit dem Datenschutz nach sich. Oder? Dürfen Unis die Einlog-Daten von Studierenden nebst deren IP-Adressen auswerten? Und was ist mit den anderen Nicht-BAföG-Beziehenden? Die sind dann befreit von der Verpflichtung? Würde deren Zugriff auf die Seiten dann auch überwacht ...? Und kurioserweise ist die Anwesenheit bei Vorlesungen hier (GU, Uni Ffm) bisher immer freiwillig gewesen, der Besuch von Tutorien aber obligatorisch. Das wird sicher ein ganz neues Vergnügen für die im Online-Teaching unerfahrenen Tutoren. Hoffentlich gibt es dann ab sofort empirische Begleitforschung!

Kommentar vom 2020-03-15, 18:45

@Kommentator(in) von 17:43: Ich glaube zwar nicht, dass man im Ministerium schon ernsthaft über die Bedeutung des zitierten Satzes nachgedacht hat, aber rein theoretisch könnte man ja aus der Lernplattform mindestens die Daten bekommen, wer wann Selbsttests gemacht oder zu Diskussionen beigetragen hat. J.L.

Kommentar vom 2020-03-15, 19:18

:-) Sie haben da ja über ein Jahrzehnt Erfahrung. Ein Problem scheint auch die fehlende Expertise im Umgang mit barrierefreien Technologien von Seiten der Uni-E-Learning-Portale zu sein. Untertitelung, wenn sie auch vom Gesetzgeber vorgegeben wird, wird "einfach" nicht bei den internen Portalen angeboten. Ein weiteres Problem gerade für BAföG-beziehende Studierende mit wenig Geld könnten die fehlende technische Ausstattung derjenigen sein, die fast ausschließlich an der Uni am Computer arbeiten und in Ihrer Studentenbude kein angemessenes WLAN haben. Die Zeit des DIY-Raspberry-Bauens und auf uralte Billigstcomputer Linux aufspielen erfordert für Fachfremde vermutlich ein für eine Pandemie inakzeptables soziales Miteinander. Ich bin auch gespannt, wie sich die Verpflichtungen und Kontrollen umsetzen lassen. Grüße aus Frankfurt

Kommentar vom 2020-03-15, 22:17

@Kommentator(in) von 19:18: Die Aussage der Ministerin war vielleicht weniger an die Studierenden gerichtet als an die Steuerzahlenden. Letzteren will man versichern, dass sie keinen Müßiggang finanzieren. Was dann aber an den Hochschulen wirklich passiert, ist eine andere Sache. Ist ja schon jetzt ähnlich bei der Deklaration der wunderhübschen Kompetenzen, die theoretisch in Schule und Hochschule erworben werden sollen. J.L.

Kommentar vom 2020-03-16, 13:59

Jetzt wäre doch die Chance, mit Ihren RWTH- und Dortmunder Kollegen einen Ministeriums-unabhängigen Berater-Sonderstab E-Learning ins Leben zu rufen und quasi exekutive Vollmachten zu fordern. ;-) Sie wissen ja "den Ausnahmezustand beherrschen" ... aber das machen Sie sicher ...

Kommentar vom 2020-03-16, 14:50

@Kommentator(in) von 13:59: Diese politische Position eines Sonderstabs besetzen CHE, Stifterverband und HRK schon seit Jahren auf sehr konforme Weise. Außerdem sind meine Kontakte zu Unis in Österreich und in der Schweiz viel besser als zu den bundesdeutschen Institutionen. Das kann auch mit dem inländischen Statusgefälle zu tun haben. J.L.

Kommentar vom 2020-03-17, 13:01

:-) Danke, kenne ich natürlich, ich meinte aber "unabhängig" :-) , naja, vermutlich eine Illusion ... obwohl der Link ja gerade recht kommt, um dort nach neuen Infos zu schauen. Danke sehr ... Mit "inländischem Gefälle" meine Sie, dass ein in "Linguistik des Ural-Altaischen" oder in "Europäische Ethnologie" habilitierter Dozent in D-Land einen höheren Status hat als ein promovierter Theoretischer Physiker? :-O Ich dachte immer, wenn es einen Statuskult gäbe, dann im Lande der Geheimrät*innen.

Kommentar vom 2020-03-17, 13:42

@Kommentator(in) von 13:01: Die gestellte Frage war: "Ministeriums-unabhängig"! – Die Infos dort sind natürlich orthodox, nicht etwas wie: "Lasst die Studierenden doch mal Bücher lesen!" oder "In Vorlesungen lernt man nichts, also können die ohne Ersatz ausfallen." – Dass im Land der Geheimrät*innen und ebenso im Land der Eidgenoss*innen der Statuskult aus meiner Sicht nicht so stark ist, könnte erstens daran liegen, dass man dort keine Bedenken wegen der bundesdeutschen Exzellenzinitiative haben muss, mit Schmuddelkindern zu spielen, und zweitens daran liegen, dass dort viele Lehrende und vor allem viele Leute aus Didaktik-Units progressiv orientierte deutsche Arbeitsmigrant*innen sind. J.L.

Kommentar vom 2020-03-17, 23:33

Klingt gut. Ich kenne auch welche. Auswanderer, weil man in Deutschland an den Unis eben doch das gewisse bürgerliche Etwas brauche oder sehr stur sein müsse. Begabung und Talent scheinen nicht zu reichen. Exzellenzuni ist also ein klassisches Tool zur Aussortierung der bildungsfernen Aufsteiger? Was sind denn eigentlich Schmuddelkinder? Sie meinen nicht die Aufsteiger aus dem devianten Hochaussiedlungsmilieus und armen Zuwandererfamilien, die sonderbaren Ritualen ihrer süd- und osteuropäischen Heimat huldigen, die Kids, die Degenhardt dereinst besang?

Kommentar vom 2020-03-17, 23:52

@Kommentator(in) von 23:33: Oh, ich meinte damit die FHs. J.L.

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