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Die Blog-Postings sind Kommentare im Sinne von § 6 Abs. 1 MStV. Der Verfasser ist Jörn Loviscach, falls jeweils nicht anders angegeben. Die Blog-Postings könnten Kraftausdrücke, potenziell verstörende Tatsachenbehauptungen und/oder Darstellungen von Stereotypen enthalten. Die Beiträge der vergangenen Wochen werden als Bestandteil der Internet-Geschichte in ihrer ursprünglichen Form gezeigt. Menschliche Autor*innen können unzutreffende Informationen über Personen, Orte oder Fakten liefern.
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2020-06-29 11:24
Man hört gerüchteweise, dass die schwarze, sich incommunicado gebende Wand der zu Videokonferenzen gewordenen Lehrveranstaltungen zum Teil aus mitlaufenden Aufnahmen besteht. So fragen sich Dozierende, wieso so viele der stummen schwarzen Rechtecke selbst lange nach Ende der Veranstaltung noch im Meeting online sind. (Tipp: Mal nicht sofort am Veranstaltungsende auch das Meeting beenden!) Und einige vielleicht etwas zu naive Studierende (Wo bleiben die Schlüsselkompetenzen?!) fragen auf einschlägigen Foren, wie man Veranstaltungen unerkannt mitschneiden könne.
Aber vor allem gibt es verschiedene Programme, die genau dafür beworben werden: "So zeichnen Sie ein Zoom-Meeting ohne Erlaubnis auf", "Sollten Sie allerdings einen anderen Weg suchen, damit Sie Zoom Meeting aufnehmen können" [sic!], "Tension-free ZOOM recording without any permission" usw. Aus rechtlichen Gründen (Anleitung zu einer Straftat, just sayin') muss ich mir hier ausnahmsweise die Quellenangaben sparen.
Es mangelt nach den drei Monaten Corona-Semester noch an jeglicher quantitativer Empirie dazu. Eine Umfrage ist natürlich wegen der sozialen (Un-)Erwünschtheit schwierig. Aber schon rein technisch würde mich interessieren, welche Software typischerweise benutzt wird und was dann mit den zig Stunden an Videomaterial passiert. Ist das Version 4.0 des studentischen Dreikampfs Kopieren, Lochen, Abheften?
Und ist die allgemeine Zögerlichkeit beim Anschalten von Kamera und Mikro weniger darauf zurückzuführen, dass man Angst vor Mitlauschern auf fernen Kontinenten hat, sondern ist diese Zögerlichkeit vielmehr dadurch bedingt, dass man weiß oder zumindest befürchtet, dass jemand im engsten Kreise mitschneidet und das gegen einen verwenden wird?
Kommentar vom 2020-06-30, 00:00
Was könnte ein mitschneidender Kommilitone denn z. B. bei Ihren Vorlesungen bzw. inverted-classroom-Sitzungen mit Seminarcharakter gegen Studierende verwenden? Gute Fragen stellen zu können, gehört zu den Schlüsselkompetenzen, oder? Cold Calling wird wohl kaum ein Dozierender, der nicht will, dass alle Fensterläden zuklappen, machen. Und was soll an den klandestinen Aufzeichnungen demokratisiert sein?
Mitschneiden scheint nur dann Aufwand wert, wenn es etwas Relevantes aufzuzeichnen gibt; wenn Profs nur Texte, die sie online stellen, ablesen, lohnt sich Aufwand nicht.
Kommentar vom 2020-06-30, 00:37
@Kommentator(in) von 00:00: Zu Satz 1: Wie wäre es mit dummen oder für dumm gehaltenen Redebeiträgen als Futter fürs Mobbing? – Zu Satz 2: ... zu den oft nicht vorhandenen Schlüsselkompetenzen. (Wobei ich "Schlüsselkompetenzen" für ein unsinniges Konstrukt halte, aber das ist ein anderes Thema; die Verwendung hier war satirisch gemeint.) – "Demokratisiert" war als satirische Referenz auf die "Demokratisierung der Hochschulbildung" durch MOOCs gemeint. Jeder kann mitmachen! – Zum letzten Satz: Der Aufwand ist minimal und der Ertrag vorher schwer einzuschätzen. Im Zweifel wird erstmal gehamstert, siehe den erwähnten studentischen Dreikampf. J.L.
Kommentar vom 2020-06-30, 08:55
"Schlüsselkompetenzen" - allein das Wort schwebt zwischen Ideologie und Desillusionierung. Die Workshops dazu, besonders an Unis, sind u. a. der Versuch, Chancengleichheit zu suggerieren. Dass man Kommunikation, aber im Besonderen Führungskompetenzen in wenigen Workshops noch mit Anfang 20 in ausreichendem Maß lernen könnte, um mit Mitbewerbern, die das am familiären Frühstückstisch oder dem Tennisclub etc. eingeübt haben, mithalten zu können. :-) Schon klar ... Manch einem mag es nützen, denn der Nachwuchs der Oberschicht dünnt aus, und auch im mittleren Management und an den Unis wird eine standardisierte Kommunikation zwischen Hierarchierängen von den Aufsteigern verlangt, die das möglicherweise von zu Hause nicht mitbringen. "SOFT Skills" kann man angeblich auch lernen. :-) Gewerkschaften bieten auch solche SK-Kurse an, dort ist aber der Schwerpunkt realistischer gelegt, auf Vermittlung der Grenzen der Kommunikation.
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