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Stille Post aus Stavanger: Lesen am Bildschirm

2019-03-01 21:47

Wie zweitklassige Forschungsergebnisse durch ein Stille-Post-Spiel medialen Glanz erhalten, zeigt die "Stavanger-Erklärung" zum Lesen am Bildschirm: Auf dem Weg von der Studie über eine Metastudie, dann eine Verlautbarung und zum Schluss viele Zeitungsartikel wird der Glorienschein immer heller.

In der Verlautbarung ist als einziger Beleg eine "Metastudie von vierundfünfzig Studien mit zusammen mehr als 170000 Teilnehmern" angeführt, ohne Quellenangabe. Mit einem solchen Un-Zitat sollte man durch jede Bachelorarbeit fallen. Die Quellenangabe fehlt nicht nur in den Zeitungen, sondern schon im Originaltext der Erklärung.

Bei der besagten Metastudie handelt es sich offensichtlich um Delagdo et al.: Don't throw away your printed books: A meta-analysis on the effects of reading media on reading comprehension", Educational Research Review 25, 23-38 (2018). Von den dort angeführten 171.055 Teilnehmenden stammen satte 154.577 aus Eyre et al.: Mode equivalency in PAT: Reading Comprehension. Dabei handelt es sich augenscheinlich nicht einmal um ein Peer-reviewed Paper (was man vielleicht in einer Metastudie verschmerzen könnte, wenn dieses Paper nicht die Metastudie dominieren würde). Auf meine Fragen an den Erstautor dieses Papers, vor welcher Art Bildschirm die Schülerinnen und Schüler denn gesessen haben und ob die Einteilung in die Gruppen Papier/Bildschirm zufällig oder zumindest nicht mit Art und Ort der Schule korreliert war, habe ich bisher keine Antwort erhalten. Und diese beiden Fragen sind erst der Anfang der methodischen Probleme dieser Studie.

Kommentar vom 2019-03-02, 18:38

Ist noch nicht herausgearbeitet worden, welche Eigenheiten beim Papierlesen vorteilhaft sind und welche es beim Bildschirmlesen sind?
Einige Personen lesen (längere) Texte lieber ausgedruckt zur Korrektur und finden damit offensichtlich auch mehr Fehler; sie bearbeiten/lernen Inhalte lieber auf/vom Papier. Ich vermute, dass diese Vorliebe auch mit den technisch verfügbaren Bildschirmen zusammenhängen, die die "Vorteile von Papier" nicht in digitale Möglichkeiten übersetzten. Einschränkung bei Bildschirmen sind z.B: kleine Bildfläche (die weniger als DIN A4 zeigt), geringer Auflösung als Papier, zu schwer/unhandlich, schlechte Kontraste, keine Touch-/Stiftfunktion für Bearbeitung/Notizen, keine digitalen Gebrauchsspuren (Kaffeefleck, Papierknicke)
Texte sind auf Bildschirmen meist scrollbar und nicht fixiert, was aber eine visuelle Erinnerung bei mehrmaligem Lesen/Bearbeiten erlaubt.
Trotz dieser Bildschirmnachteile lese/arbeite ich meist am Bildschirm.
Gruß, Martin Hovekamp

Kommentar vom 2019-03-03, 17:26

Hallo an Martin Hovekamp,
ja, in den verlinkten Studien steht auch etwas zu den Randbedingungen. Weil aber schon bei der größten einbezogenen Studie diese besagten Randbedingungen und die kausalen Zusammenhänge unklar sind, wäre ich mit den Aussagen sehr vorsichtig. Ich persönlich lese nur noch das auf Papier, was ich nicht günstiger elektronisch bekomme. Angestoßene Bücher gibt es zum Beispiel oft billiger als E-Books (auch fremdsprachige, obwohl die Preisbindung da ja nicht greift). Auch die Fernleihe meiner FH-Bibliothek liefert leider (gesetzlich bedingt) nur Papier. Das Lesen auf 4K-Monitor und hochauflösendem 13"-Tablet (alles augenschonend und schlaffreundlich gelb gestellt) finde ich sehr entspannt. Diese Ausstattung hat man allerdings an der Schule eher selten, nehme ich an.

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