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El-Mafaalani – Mythos Bildung

2021-02-21 21:17

Es hat ein Jahr gedauert, aber nun habe ich das Buch gelesen: Mythos Bildung: Die ungerechte Gesellschaft, ihr Bildungssystem und seine Zukunft.

tl;dr: Es geht um den Verteilungskampf zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen (S. 247f).

Dass ich die "progressiven" Ideen für problematisch – weil den Matthäus-Effekt anfeuernd – halte, habe ich hier ja schon öfter geschrieben. Dazu El-Mafaalani: "Offene Lernarrangements, bei denen also Aufgabenstellungen und Lösungswege offengehalten werden, führen zu Unsicherheit." (S. 137) "Da in der Lebenswelt dieser Kinder Selbstorganisation kaum vorkommt, stellt offener Unterricht enorme Anforderungen an die Lehrkraft." (S. 197)

Die Exzellenzunis stehen im Rampenlicht, aber die Zukunft der Gesellschaft wird in Kindergarten und Grundschule verspielt. Man braucht keine Vorlesungen, wenn man in der Lage ist, sich alles mit dem Internet selbst beizubringen, würde ich sagen. Oder wie El-Mafaalani schreibt: "Die Gelder fließen nicht in hohem Maße in die Prävention und Chancenentwicklung (Grundschule), sondern entweder in die Kompensation etablierter Defizite (Hauptschule/Förderschule/Nachholen von Abschlüssen) oder in die Förderung bereits gut Gebildeter (Sekundarstufe II und Hochschule) – und damit in die Aufrechterhaltung des Systems." (S. 174)

Gut, dass jemandem aus den Bildungswissenschaften die euphemisierende Umdeutung pädagogischer Begriffe auffällt: "Mit 'heterogenen Lerngruppen' werden häufig Probleme assoziiert, sodass sozial-homogen zusammengesetzte, schwache Lerngruppen als heterogene Lerngruppen bezeichnet werden." (Endnote 232) Ich würde "Diversität", "Kompetenz" und "Inklusion" als weitere Kandidaten für eine solche Betrachtung von stillschweigenden Umdefinitionen sehen.

Am Rande findet sich diese Frage zum Effekt von Bildung: "Was würden wir eigentlich dazu sagen, sollten gebildete Menschen nach reichlicher Überlegung zu dem Ergebnis kommen, dass man den Planeten auf demokratische Weise nicht wird retten können, und sich entsprechend einem antidemokratischen Klimaschutz widmen?" (S. 50) Ich kann mir allerdings nicht verkneifen, dazu anzumerken, dass ich mir um den Planeten weniger Sorgen mache als um die Menschheit.

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