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Gates – How to Avoid a Climate Disaster

2021-04-18 12:15

Harvard zum Dritten: Studienabbrecher Bill Gates hat mal wieder ein Buch geschrieben (oder sich ein wenig von Josh Daniel schreiben lassen, siehe S. 233), nun zum Thema Treibhausgase.

Entgegen meiner Erwartung ist es nicht so schlimm geworden wie ein auf tote Bäume gedruckter TED-Vortrag. Aber natürlich ist das Ganze deutlich solutionistisch, und man merkt, dass Gates uns seine Mini-Atomkraftwerke verkaufen will.

Wenn fossile Brennstoffe bis 10.000 W/m² liefern und Wind nur bis 2 W/m² (Tabelle unklarer Herkunft auf S. 58), sollte man vielleicht drüber nachdenken, ob 1 m² Tar Sands oder 1 m² Kohlekraftwerk so einfach mit 1 m² auf dem Acker einen halben Kilometer von der nächsten Windturbine entfernt verglichen werden kann.

Die Idee, Handelsschiffe atomar zu betreiben (S. 147), sollte man angesichts der Ever Given vielleicht mal überdenken (allein dies: japanische Eigentümerin, taiwanische Betreiberin, deutsche Bereederung, panamaische Flagge, indische Crew).

Ein guter Punkt ist, dass uns die Fixierung auf die Ziele für 2030 die Ziele für 2050 verhageln kann, zum Beispiel, wenn man nun anfängt, Gaskraftwerke zu bauen (S. 197). Und Gates weiß auch, dass "grüne" Stromtarife nicht unbedingt zu mehr "grünem" Strom führen (S. 221).

In related news (wir bleiben bei Harvard und Gates) ist es eine Ironie des Schicksals, dass nun auch offiziell wahr werden soll, was viele immer schon, äh, wussten: Bill Gates ist für die Chemtrails verantwortlich.

Meta: Sorry, dass ich hier auf dem Blog häufig damit prahle, dass ich Zeit habe, nicht nur Paper zu lesen, sondern sogar Bücher (Bücher!!) zu lesen. Mir ist durchaus bewusst, dass ich vom der*dem deutschen Steuerzahler*in fürs Schreiben (von Papern und Drittmittelanträgen) bezahlt werde, nicht fürs Lesen. Das lastet schwer auf meinem Gewissen.

Kommentar vom 2021-04-18, 20:21

Rein formal wird man als FH-Prof aber eher nicht für das Schreiben bezahlt, oder? Dass die Fachhochschulen sich inzwischen alle gerne als kleine Unis gerieren und mit ihrer Forschung angeben, ist mir schon klar, aber das reguläre Stundendeputat spricht eine deutlich andere Sprache. Und bei meiner Bewerbung für eine FH-Professur (vor leider schon vielen Jahren) hat mir damals niemand die inzwischen übliche Gretchenfrage zur Forschung gestellt. Ich kenne auch viele Kollegen, die in ihrer Zeit an der FH noch nie ein Paper publiziert haben.

Kommentar vom 2021-04-18, 20:34

@Kommentator*in von 20:21: Those were the days, my friend! J.L.

Kommentar vom 2021-04-21, 08:27

Kein Frage, Gates ist Technokrat und überzeugt von seiner Weltsicht. In Kombination mit ausreichend Kleingeld hat er dann auch entsprechenden Einfluss.
http://www.ipsnews.net/2021/04/another-false-start-africa-sold-green-revolution-myths/

Allerdings läge er bei zumindest einer Überzeugung, imho, mal richtig - er scheint seinen Kindern jeweils nur wenige Mio $ vererben zu wollen.
Die Erbrechtsdiskussion ist überfällig, kann aber zu Grunde liegende Probleme unserer Wirtschafts- und Lebensweise nicht lösen, sondern im besten Fall Impulse in Richtung neuer Anreize geben.

Kommentar vom 2021-04-21, 22:45

Hier eine ganz naive Frage: Was hilft denn wirklich gegen die Umweltzerstörung und gleichzeitig uns und unserem Drang nach kreativem Schaffen? Sind wir vielleicht doch zu viele? Woran scheitert es?

Kommentar vom 2021-04-21, 23:21

@Kommentator*in von 22:45: Das n-fache an Menschen verursacht natürlich etwa (etwa, denn es gibt auch unterlineare Teilaspekte) das n-fache an Belastung. Allerdings muss man dazusagen, dass die Belastung ungleich entsteht. Zwei Autos, ein großes Haus, jeden Tag Fleisch und jedes Jahr drei Flugreisen haben einen deutlich anderen Effekt, als wenn man in der Savanne Brennholz sucht. – Was helfen würde? Wenn ein von Bill Gates gefördertes Startup den Fusionsreaktor für den Keller erfände. Oder auch nicht, weil wir dann garantiert einen Weg fänden, unseren Energiehunger zu ver-x-fachen (Rebound Effect). J.L.

Kommentar vom 2021-04-22, 12:58

@ J.L. leider ist Energie nicht die einzige Knappheit. Und die kommt ja noch größtenteils aus der Erde, verbraucht mithin kaum Fläche etc.
Mit Energie zu Nullkosten wären die Grenzen der Ökosysteme noch schneller erreicht. Im jetzigen Wirtschaftssystem wäre das ein Turbo für Ressourcenverbrauch.

@Kommentator 22:45:
Kreativität vom Ressourcenverbrauch zu entkoppeln, würde schon mal helfen.

@Alle:
Anregungen:
https://wellbeingeconomy.org/resources#oldwaynewway
(leider nur auf Englisch)

Kommentar vom 2021-04-22, 13:42

Was mit der Verzichtsoption des Menschen wieder möglich wäre:
https://www.youtube.com/watch?v=XswV_yqPq28
Oder anders ausgedrückt - Ja, wir sind vermutlich zu viele ...

Kommentar vom 2021-04-26, 18:12

Das Thema rückt immer mehr in den Mainstream: „Würde das Solar Engineering abgebrochen, drohte ein Wärmeschock“
https://www.welt.de/wissenschaft/plus230439335/Solar-Engineering-Klima-Kuehlung-mit-kuenstlichen-Wolken-geplant.html

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