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2023-07-26 12:30
An unseren Akkus klebt Blut – ein Reisebericht in Buchform aus dem Kongo, genauer gesagt, der, äh, Demokratischen Republik Kongo im Unterschied zur Republik Kongo.
Spätestens seit dem Wirken der Belgier*innen (Manneken Pis, Nussschokolade, Pommes Frites, halt nette Menschen von nebenan) ist die Lage im Kongo der ultimative Clusterf**k. Immer wieder ein trendiger Rohstoff muss aus dem Land extrahiert werden. Dieser Tage also insbesondere Cobalt und als Nebenprodukt Kupfer.
Der Autor berichtet von unmenschlichen Lebensumständen. Kinderarbeit und der Einsturz handgeschaufelter Tunnel sind an der Tagesordnung. Die Milliardengewinne dünnen sich in einem strikt hierarchischen System des Einsammelns und Weiterverarbeitens auf wenige Dollar am Tag für die Arbeiter*innen aus.
Der Autor hat mit Ernüchterung Minen besucht, die offiziell als vorbildhaft bezeichnet werden; vor Ort hat er auch den Lieferketten nachgespürt. Er erklärt, dass nicht nur wegen deren löchrigen Überwachung, sondern schon allein wegen des Umfangs (S. 138) ein Großteil des handgeschürften Cobalt in den offiziellen Materialströmen auftauchen muss, die dann nach China und sonstwo gehen. Auch Förderprogramme zum Schulbesuch der Kinder scheinen zu verpuffen (S. 204).
Wenn an einem neuen Ort Cobalt gefunden wird, bricht dort die bisherige lokale Wirtschaft zusammen, weil die Menschen in den Minen mehr (!) Geld verdienen können (S. 217). Und wenn die Ausbeutung (im doppelten Sinne) dann beendet ist, bleibt quasi nur noch verbrannte Erde (S. 222).
In der Einleitung zu kurz gedacht: "The influx of material wealth from the New World, especially gold, financed much of the Renaissance[.]" (S. 6) Das importierte Gold und Silber hatten (seinerzeit) keinen industriellen Wert, sondern haben mangels Wachstum des Warenangebots zu massiver Inflation geführt. Tippfehler: "U308" (S. 73) sollte U3O8 oder besser U₃O₈ heißen. Nicht mit U-238 verwechseln.
Aus diesem Buch sollte man den hiesigen Kindern vorlesen, wenn man ihnen die Schultablets austeilt.
Ja, ich weiß, Euer nagelneuer Tesla und Euer frischer Solarakku im Keller haben doch schon LiFePO₄. Bleibt unter anderem die Frage, wo das Lithium herkommt.
Ich würde gerne in die Natrium-Ionen-Akku-Fertigung (richtig gelesen, Natrium statt Lithium) investieren, aber chinesische Aktien zu kaufen ist doch eher schwierig. Mit europäischen Vertreter*innen dieser Branche bin ich eher vorsichtig. [Nachtrag aus dem UK]
Was passiert überhaupt, wenn wir auf Cobalt verzichten und der Markt einbricht? Dann wird die Lage im Kongo noch prekärer, wie der Abzug der chinesischen Zwischenhändler*innen bei Covid-19 gezeigt hat (S. 243).
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