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ᚢᛁᚴᛁᚾᚴᚱ in Київ

2024-05-01 21:00

Zur Lage im näheren Osten gibts von Timothy Snyder aktuell zwei hochinteressante und lehrreiche Vorträge: The Peril of Slowness: American Mistakes during Russia’s War of Aggression in Ukraine und Wonder Woman and the Orcs: Ukrainian History and Western Fables. Ich meine hochinteressant und lehrreich, aber ob ich seinen Prämissen und seinen Schlussfolgerungen zustimme, weiß ich noch nicht.

Man kann als Historiker*in also auch deutlich fundierter als Harari wirken. Dass Snyder vorführt, Ukrainisch und Deutsch zu sprechen, hinterlässt bei mir allerdings ein schales Gefühl. Das ist ja so, als ob ich hier Chinesisch schreiben würde. Oh, wait.

Im zweiten genannten Vortrag (ab 54:20) gibt es den fragwürdigen Schluss von den Beckenknochen und Genen der Amazonen auf ihre Identifikation. Das ist in der Biologie definitiv nicht mehr zeitgemäß. Und inhaltlich musste ich an dies denken: ‘Viking' was a job description, not a matter of heredity, massive ancient DNA study shows.

Gefährlich finde ich im ersten genannten Vortrag das Statement (ab 58:22), dass die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Westens so viel größer sei als die von Russland. Der angegebene Faktor von 250 scheint mir gewagt; aber außerdem können einen solche Zahlen wunderbar betrügen: Die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit bezieht sich auf Produkte wie Cola, Globuli, Fast Fashion, Influencing und Alle-schreien-durcheinander-Talkshows. Außerdem muss man berücksichtigen, was hierzulande zum Beispiel ein unterirdischer Bahnhof, eine Philharmonie, ein Hauptstadtflughafen oder ein Hochschulneubau kosten.

Der Mangel an Automation und das dadurch verursachte Baumol’s cost disease wird überdeutlich bei den inoffiziell geschätzten 10 Mrd. Euro Einmalkosten plus 1 Mrd. Euro pro Jahr plus Auslandszulagen für die 5000-köpfige Litauen-Brigade, also (Kopfrechnen!) pro Kopf 2 Mio. Euro plus jährlich 200.000 Euro.

Allerdings muss man sagen, dass diese Arbeitsplätze immer noch deutlich günstiger sind als mal für Intel in Magdeburg geplant. Außerdem nehme ich an, dass diese Ausgaben zum Zwei-Prozent-Ziel gezählt werden, auf das Präsident Trump penibel achten wird. Und da zählen die Ausgaben, nicht die Ergebnisse. (Mir kommt gerade aus irgendwelchen Gründen die Bewertung akademischer Leistungen in den Kopf.) Für eine outputorientierte Rechnung auf Basis der Ergebnisse siehe dagegen den Hauptmann vom Wannsee.

Ich hatte schon anderswo gesagt, dass autonom als Judge, Jury, Executioner auftretende Drohnen alternativlos sein werden, wegen harder, better, faster, stronger. Aber Fachkräftemangel und Personalkosten machen die Lage noch alternativloser. Falls man ein Wort auf -los steigern könnte.

Schon die nicht-autonomen Drohnen scheinen den Militär-Strateg*innen und erst recht den Panzer-Besatzungen heftige Überraschungen zu bereiten. Aber man muss Technologieoffenheit zeigen, so wie bei der französisch-deutschen Kooperation für einen neuen Panzer in den 2040er-Jahren. Hoffentlich wird der von einem Wasserstoff-Verbrennungsmotor angetrieben. Was mit jeweils 50 Prozent an den Kosten beteiligen in Milliarden heißt, habe ich nicht gefunden.

Weil es gerade um Geschichte geht und hier unten noch Platz ist, ein Tipp am Rande: Wegen des 30. April und des 1. Mai mal wieder Der Untergang angucken. (Ihr kennt alle die Szene Angriff Steiner.)

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